[440] Tetmajer, Kazimierz, einer der begabtesten polnischen Dichter der Gegenwart, geb. 12. Febr. 1865 in Ludzmierz (Bezirk Neumarkt in Galizien), studierte Philosophie in Krakau und Heidelberg und lebt jetzt abwechselnd in Krakau und in dem Tatraluftkurort Zakopane. Als Student gewann er einen ersten Preis mit seiner Mickiewicz-Kantate (1888) und gab bis jetzt drei Sammlungen lyrischer Gedichte heraus (1891,1894 und 1898). Glühende Sinnlichkeit, pantheistische Hingabe an die Natur, ein ausgesprochener Pessimismus, der freilich mehr die Folge des Temperaments als der Reflexion ist, kennzeichnen seine Lyrik. Er hat sich auch in dramatischen Phantasien in der Art Maeterlincks versucht (z. B. »Die Sphinx«), freilich ohne rechten Erfolg. Mehr Beifall fand er als Novellist, wenn ihm auch echt epische Kompositionsgabe fehlt. (Zum Teil ins Deutsche übersetzt ist »Na skalnem Podhalu« in »Aus der Tatra«, Münch. 1903.) Sein »Ksiądz Piotr« (»Priester Peter«) gewann einen Preis, sein bedeutendster Roman ist »Anioł śmierci« (Warschau 1898; deutsch: »Der Todesengel«, 3. Aufl., Stuttg. 1899). 1899 folgte eine ansprechende Novellensammlung »Melancholia«; seine neuesten Werke sind: »Otchłań« (»Der Abgrund«), das er als eine psychologische Phantasie bezeichnet, das Drama »Zawisza Czarny« (1901) und »Panna Mery« (1902).