Tula [1]

[924] Tula, 1) Gouvernement im europäischen Rußland, grenzt an die Statthalterschaften Kaluga, Moskwa, Riäsan u. Tambow; 557,12 QM. flachhügeliges Land, bewässert von der Oka (mit der Ostra, Plawa u. Upa), dem Don (mit der Metscha), mildes Klima; sehr gesund u. fruchtbar. Die 1,172,000 Ew., meist Russen, mit einigen Ansiedlern untermischt, treiben Ackerbau auf Hülsenfrüchte, bes. viel Hanf u. Lein u. Ölgewächse; Gartenbau, etwas Obstbau, wenig Viehzucht, etwas Bienenzucht, wenig Holz; Industrie: Eisenfabrikation, Leinen- u. Tuchweberei u. Abrichtung von Singvögeln; Handel, bes. von Bielew u. Tnla, bedeutend. T. gehörte früher zum Gouvernement Moskwa, wurde aber 1777 abgesondert. Es hat jetzt einen Kriegsgouverneur, welcher auch das Gouvernement Kaluga verwaltet, u. einen Bischof, welcher den Titel Bischof von T. u. Bielew führt. Beide, wie auch ein Civilgouverneur, residiren in der Hauptstadt T. Wappen: in rothem Felde ein silberner Flintenlauf auf zwei kreuzweisen silbernen Degenklingen, oben u. unten ein goldener Hammer; Eintheilung: in zwölf Kreise; 2) Kreis hier; 113,400 Ew.; vortrefflich angebaut, bes. in der Nähe der Hauptstadt; 3) Hauptstadt beider, am Einfluß der Tuliza in die Upa; hat 28 Kirchen, einige Klöster, Gymnasium, geistliches Seminar, adeliges Erziehungsinstitut, Armenhäuser, Zucht-, Arbeits-, Findelhaus, Theater, kaiserliche Gewehrfabrik (seit 1712 bestehend), 7000 Menschen beschäftigend u. jährlich bis 70,000 Gewehre u. treffliche Eisen- u. Stahlwaaren liefernd, Zeughaus mit Waffen für 100,000 Mann, Fabriken in Eisen, Weißkupfer od. einer anderen Composition (s. Tulametall). Leder, Talg, Siegellack, Handschuhen, Hüten, Pomaden, Parfümerien, künstlichen Blumen, wollenen Zeugen etc., Brauereien, Handel mit diesen Producten, Getreide u. Hanf, versendet jährlich an 5000 Fäßchen Pfeffergurken nach Moskau; 58,000 Ew. – T. kommt zuerst 1150 in Chroniken vor; im 13. Jahrh. gehörte es zu dem Fürstenthum Riäsan, zu Ende des 14. Jahrh. kam es unter die Tataren u. erst später ging es an Moskau über. 1514 wurde es ummauert; 1607 hielt sich hier der falsche Peter (Kosack Ileika) gegen den Czar Wasilij Schuiski, bis dieser die Stadt durch die gedämmte Upa unter Wasser setzte. 1712 wurde der Grund zu der Gewehrfabrik gelegt; es verlor am 11. Juli 1834 2000 Häuser durch den Brand, wurde aber darnach schöner aufgebaut. 4) Rio T. (Rio Montezuma), Fluß in der nordamerikanischen Föderativrepublik Mexico, entspringt im Particularstaat Mexico, bildet im unteren Lauf die [924] Grenze zwischen Queretaro u. Veracruz u. vereinigt sich mit dem Panuco, wodurch der Tampico entsteht; 5) District im Particularstaat Mexico; 6) Hauptstadt darin, am Rio T., 6580 Fuß über dem Meer gelegen; Franciscanerkloster; T. ist das alte Tollan, die im 7. Jahrh. gegründete Hauptstadt der Tolteken, die älteste Stadt im Anahuac; 7) San Antonio de T., Stadt im mexicanischen Staate San Luis Potosi, 3632 Fuß über dem Meer, am nordöstlichen Ende der Hochebene von Potosi gelegen, großentheils von Chichimeken bewohnt; Pferdezucht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 924-925.
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