Aërostatik

[151] Aërostatik (v. gr.), 1) die Lehre von den Gesetzen des Gleichgewichts luftförmiger Körper, besonders der atmosphärischen Luft. Sie beruhen auf den Eigenschaften der Schwere u. der Elasticität der Luft. Vermöge der Schwere kann die atmosphärische Luft sich nur im Gleichgewicht befinden, wenn der Schwerpunkt aller ihrer Theile dem Mittelpunkte der Erde möglichst nahe liegt; ihre Grenze[151] bildet also im Allgemeinen eine der Erdoberfläche ähnliche ellipsoidische Oberfläche u. jeder Punkt hat die Last der über ihm stehenden, bis zu dieser Grenze reichenden Luftsäule zu tragen, welche Last also mit der Erhebung in der Atmosphäre allmählich abnimmt. Vermöge der Elasticität der Luft aber werden die tieferen Schichten derselben durch die darüber befindlichen zusammengedrückt u. in Gemäßheit des Mariotteschen Gesetzes nach dem Verhältniß des auf ihnen lastenden Druckes verdichtet. Außer den am Barometer zu beobachtenden Erscheinungen gehört hieher z.B. die von W. u. E. Weber entdeckte Wirkung des Luftdruckes auf die Gliedmaßen des menschlichen Körpers, indem die kugelförmige Endfläche jedes Beines in der entsprechenden Höhle des Beckens durch den Luftdruck mit einer Kraft von 20 Pfund zurückgehalten u. somit sein Gewicht beinahe od. ganz aufgehoben wird. Die Elasticität der Luft gestattet ferner, eine abgeschlossene Menge Luft durch Erweiterung der Gefäßwände, z.B. mittelst eines in einer Röhre beweglichen Kolbens, auf einen größern Raum auszudehnen u. dadurch zu verdünnen, od. durch Verengerung der Wände auf einen kleineren Raum zu beschränken u. dadurch zu verdichten (s. Luftpumpe u. Compressionspumpe). Auf dem gleichen Princip, in Verbindung mit der Wirkung des äußeren Luftdrucks, beruht die Construction der Saugpumpe, des Heronsballs, der Feuerspritze, der atmosphärien Eisenbahn (s.d.). Endlich gehört in das Gebiet der A., daß wie in tropfbaren Flüssigkeiten nach dem Archimedischen Gesetze jeder Körper an Gewicht verliert, auch ein in Luft befindlicher Körper um so viel leichter wird, als das Gewicht des gleich großen Volumens Luft beträgt. Hierauf ist bei genauen Gewichtsbestimmungen der Körper Rücksicht zu nehmen. Hierauf gründet sich auch das Steigen des Luftballons (s.d.); daher 2) Aërostatie, Lehre von den Luftbällen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 151-152.
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