Bleierze

[877] Bleierze, 1) alle Blei enthaltende Erze, s.u. Blei; 2) Salinische B.: a) Kohlensaures Blei od. Bleioxyd, PbO, CO2 (Weißbleierz); hat zum Kern ein rhombisches Oktaëder, in der Nachform durch Abstumpfungen theils pyramidal, theils horizontal-säulenförmig, ritzt Kalkspath, ritzbar durch Flußspath, spec. Gewicht – 6–6,6, zerknistert im Feuer, ist weiß od. schwarz u. weich. Man theilt es in: aa) lichtes (lichter Bleispath, Weißbleierz, bes. geformtes Bleiweiß); erscheint krystallisirt (stangenförmig od. spießig) u. derh. weiß (bisweilen bläulich od. grau), ist weich u. 6,2 schwer; häufig (doch nicht in Menge) auf dem Harz, bei Freiberg, in Böhmen, Schottland u.a. O.; bb) dunkles (dunkler Bleispath, Schwarzbleierz, Bleischwärze); graulichschwarz (von beigemischter Kohle), gibt in der Salpetersäure einen kohligen Rückstand, kommt derb, zellig, selten krystallisirt vor, hat flachmuscheligen Bruch, ist etwas durchscheinend; bei Freiberg. auf dem Harz, bei Leadhills in England; cc) Bleierde (amorphes Bleiweiß), derb, undurchsichtig, dunkelfarbig, zerreiblich; mit Bleierzen in der Eiffel. b) Vitriol-B. (Schwefelsaures Bleioxyd, Prismatischer Bleibaryt, Thiodinspath), krystallisirt im rhombischen System, die einzelnen Individuen einzeln aufgewachsen od. in Drusen; Bruch muschelig, Härte 3, spec. Gewicht 6,2–6,3; wasserhell, gelblich bis grünlich od. grau, besteht aus 73,7 Bleioxyd u. 26,3 Schwefelsäure; findet sich in Begleitung anderer B. auf Gömpen bei Zellenfeld am Harz, St. Ives u. Pensance in Cornwall, Schottland, Sibirien etc.; c) Kupferbleivitriol; krystallisirt in tafelförmigen, rhombischen Prismen mit schiefer Endfläche, spec. Gewicht 5,3, härter als Gyps, demantglänzend, enthält 18 Kupferoxydul, 75,4 schwefelsaures Bleioxyd, 4,3 Wasser, in Schottland; d) Ternär-Bleierz (Phyllinspath), krystallisirt wie voriges, mit einem 2. verticalen Prisma, spec. Gewicht 6,2, gelblichweiß, mit Fett- (auch Diamant- u. Perlmutter-) glanz, enthält 72,7 kohlensaures, 27,3 schwefelsaures Bleioxyd, auch in Schottland; e) Kohlenvitriolblei; krystallisirt in kleinen rhomboëdrischcn Prismen, hart wie Gyps, spec. Gewicht 6,8, enthält 53,1 schwefel- u. 46,9 kohlensaures Bleioxyd, ebenda; f) Kupferbleispath Krystalle, rhombische Prismen, an den Enden mit den Flächen eines horizontalen Prismas, Gewicht u. Härte fast des vorigen, enthält 45,8 schwefel-, 32,8 kohlensaures Blei, 11,4 kohlensaures Kupfer. ebenda; g) Phosphorsaures Blei od. Bleioxyd (Pyromorphit, Polychrom, Polysphärit, braunes Bleierz, Grünblei), besteht aus 90 Procent phosphorsaurem Bleioxyd 10 Procent Chlorblei u. etwas Fluorblei, hat ein specifisches Gewicht von 6,9–7,3, ritzt Gypsspath, Farbe: grün, braun od. gelb, auf dem Strich heller, schmilzt zu einer schlackenartigen Kugel, bildet mit Boraxglas einen weißen Schmelz; Krystallkern: hexagonal; isomorph mit Mimetesit u. Apatit; Krystalle meist säulenförmig, oft nadelsormia u. stängelig; kommt mit Bleierzen in mehreren Gegenden Deutschlands, in Ungarn, Spanien, England, Sibirien, Mexico u. NAmerika vor. Man theilt es in: aa) gemeines (reines Grünbleierz); ohne Arsenik, gewöhnlich grün, seltener braun, mit Fettglanz, durchsichtig, kommt krystallisirt u. derb vor, hat unebenen Bruch, wiegt 6,2; in Gängen, meist oben; im Breisgau, Elsaß, in Sachsen, in der Bretagne (hier von brauner Farbe), Schottland, Sibirien; wird zu Bleigewinn benutzt, gibt bisweilen etwas Silber; bb) erdiges (zerreibliche, grüne, gelbe Bleierde), ist grün od. gelb, undurchsichtig, knollig, bisweilen mit concentrischen Schalen, flachmuschelig auf dem Bruch, zerreiblich; auf dem Harz, im Erzgebirge, in Sibirien; cc) arsenikhaltiges Phosphorblei (Traubenblei), in Mimetesit übergehend, gelb od. grünlich, Bruch muschelig, gibt vor dem Löthrohre[877] Arsenikgeruch. Man unterscheidet von diesen wieder: muscheliges, gelblich mit muscheligem Bruch, krystallisirt in 6seitiger Pyramide, od. traubenförmig, zu Johanngeorgenstadt, u. faseriges od. halbgeformtes, grünlich gelb od. braun, undurchsichtig, faserig, weich; in der. Bretagne, im Erzgebirge u. Breisgau; h) Molybdänsaures Blei (Gelbbleierz, gelber Bleispath, Bleigelb, pyramidaler Bleibaryt); tetragonal, isomorph mit Scheelbleierz; Krystalle theils tafelförmig od. pyramidal; specifisches Gewicht – 6,3–6,9, besteht aus 61 Theilen Bleioxyd u. 39 Theilen Molybdänsäure, wird in Schwefelsäure blau, verknistert im Feuer, wird mit Borax blauliches Email, löst sich in Salpetersäure. Arten: aa) blätteriges, mit versteckt blätterigem Gefüge, Wachsglanze, gewöhnlich krystallisirt; in Kärnthen; bb) muscheliges, hat Demantglanz, auch in Kärnthen; dazu könnte gerechnet werden die gelbe Bleierde zu Bleiberg in Kärnthen. i) Chromsaures B. (Chromblei), Rothbleierz (rother Bleispath, Krokoisli, Krokoit), monoklinoedrisch, Krystalle häufig säulenförmig, oft spießig u. nadelförmig; Farbe morgenroth, hyacinthroth, im Striche pomeranzengelb; Härte 2,5–3; specifisches Gewicht = 6–6,1; besteht aus 31,86 Theilen Chromsäure u. 68,14 Theilen Bleioxyd (PbO, CrO3); findet sich am Ural u. in Brasilien. k) Vauquelinit, nach Berzelius Untergattung des vorigen, grün ins Schwärzlichgelbe u. Braune spielend, in kleinen Nadeln krystallisirend, mit starkem Glasglanz; bildet mit Borax u. Phosphorsalz ein schwarzes Glas; kommt in Sibirien vor; l) Scheel-Bleierz (Bleischeelat); Krystalle gehäuft, spitzig, quadratisch-oktaëdrisch, Härte 3–4, specifisches Gewicht 8, Fettglanz, gelb ins Grüne u. Braune spielend, enthält 481/4 Bleioxyd, 513/4 Wolframsäure, von Zinnwald im Erzgebirge; m) Vanadin-Bleierz, Krystalle klein, sechsseitige Prismen, härter als Kalk, Gewicht 6,3–7, Farbe strohgelb, bis ins Braune, enthält 25,3 Chlorblei, 74 vanadinsaures Blei, etwas Eisen, in Mexico u. bei Borisow; n) Bleihornerz (Horn-Bleierz), hat zum Krystallkern die gerade quadratische Säule, mit Abnahme der Seiten, Ecken u. Ränder, spec. Gewicht 6, im Wasser unauflöslich, schmilzt zur orangefarbenen Kugel, Bruch muschelig, Farbe zwischen Spargelgrün u. Weingelb, enthält 85, 5 Bleioxyd, 8,5 Salz- u. 6,0 Kohlensäure; Fundort zu Matlock in Derbyshire; o) Chlorblei (Bleierz von Mendix, Bleichloroxyd); Krystalle klein in rhombischen Prismen, spec. Gewicht 7, Glanz des Demants od. der Perlmutter, Farbe gelblich, enthält 34,6 Chlorblei, 7,5 kohlensaures Bleioxyd, 55, 8 Bleioxyd; aus England; p) Bleigummi, enthält 40,1 Bleioxyd, 37,0 Thon, 18,8 Wasser, Schwefelsäure u. Eisen, zerknistert im Feuer, wird mit Borax wasserhelles Glas, erscheint nierenförmig, mit faserigem Gefüge, durchscheinend, gelblich u. röthlichbraun; in der Bretagne; q) Bleifahlerz, dem Kupferfahlerz nahe verwandtes Mineral; weich u. mild, beschlägt die Kohle mit Spießglanz- u. Bleioxyd, enthält Kupfer, Spießglanz, Eisen, Schwefel, etwas Silber, bei Andreasberg auf dem Harze.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 877-878.
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