Boston [2]

[121] Boston, Kartenspiel, nach der Stadt Boston in NAmerika benannt, von 4 Personen mit 52 französischen Karten gespielt. Nach gleicher Vertheilung der Karten von der linken Hand zur rechten, wobei diese nicht einzeln gegeben werden, wie beim Whist, wird mit dem 2. Spiele Karten, welches der dem Gebenden Gegenübersitzende zu prétailliren (vorzumengen) hat, eine der 4 Farben von der Vorhand zu Couleur gemacht u. nach der Vorhand angesagt, was Jeder spielen will. Die Spiele sind: 5 Stiche (Boston), 6 Stiche, Petite Misère, Grande Misére. 7 Stiche, Grande Misère forcée, 8 Stiche, Petite Misère ouverte, 9 Stiche, Grande Misère ouverte, 10 Stiche, Révolution, 11 Stiche, 12 Stiche, 13 Stiche. Wollen zwei dasselbe Spiel spielen, so geht der, welcher es in der besten (d.h. in der Farbe, welche Couleur ist) od. in der guten Farbe (d.h. Coeur, wenn Carreau, [121] Pique, wenn Treffle, u. umgekehrt, Couleur ist) ansagt u. diese dadurch zu Trumpftout) erhebt, vor, haben aber zwei inschlechten Farben (d.h. in Roth, wenn Schwarz Couleur ist) dasselbe Spiel angesagt, so geht die Vorhand vor. Bei 5 Stichen (Boston) kann der Spielende die Hülfe eines andern Spielers (Aide), welcher dann 3 Stiche zu machen hat, nicht verweigern; die Erklärung hierüber geht nach der Vorhand, der Letzte muß. wenn die beiden Andern nicht wollen, helfen od. mitgehen, geht aber dann das Spiel verloren, d.h. machen der Spieler u. sein Aide nicht 8 Stiche zusammen, so bezahlen sie das Spiel u. das Bote gemeinschaftlich. Nach einem anderen Spielgebrauch ist das Mitgehen bei 5 Stichen nicht üblich, u. falls keiner der Spieler sich zu 5 Stichen verpflichten will, wird Nullo ohne Trumpf gespielt, d.h. derjenige, welcher gar keinen Stich, u. derjenige, welcher mehr Stiche als alle übrigen Spieler hat, zahlt das Bête. Bei 6 bis 8 Stichen steht es in der Willkühr des Spielenden, ob er allein spielen od. sich die Hülfe eines der drei Mitspielenden erbitten will. Sagt er nicht Solo, so kann er die Hülfe eines der Mitspielenden nicht verweigern. Diese haben sich darüber nach der Vorhand zu erklären, u. muß, wenn einer hilft, dieser bei 6 u. 7 Stichen, 4 Stiche, bei 8 Stichen aber 5 Stiche machen. Bei 9 Stichen kann keine Hülfe mehr verlangt werden. Nach anderem Spielgebrauch ist das Mitgehen auch bis zu 9 Stichen (groß Schlemm mit Whist) gestattet u. der Aide ist nur zu 4 Stichen verpflichtet, bezahlt auch, wenn er diese macht, kein BBoston [2]te, falls das Spiel verloren geht. Bei Petite Misère kann der Spielende eine beliebige Karte für eine von den seinigen eintauschen u. darf dann gar keinen Stich machen, bei Grande Misère legt er keine Karte weg u. muß einen, aber nur einen Stich machen, bei Grande Misére forcée darf er keine Karte tauschen u. keinen Stich machen, bei Petite Misére ouverte deckt der Spielende nach dem ersten Stiche die übrigen Karten auf, dasselbe geschieht bei den übrigen offenen Misères, die sonst in der Weise der verdeckten Misères gespielt werden. Bei Grande Misère ouverte forcée (Révolution) legen alle Spieler ihre Karten auf. Die Karten haben dieselbe Bedeutung, wie beim Whist, so wie überhaupt der Gang des inneren Spiels diesem ähnelt. Die Art der Bezahlung ist verschieden, gewöhnlich wird nach der Berliner Tabelle gespielt. Bei Eröffnung des Spiels wird jedem Mitspielenden ein StammbBoston [2]te (gewöhnlich 48) angeschrieben, u. jeder setzt eine Marke (Fisch) in den unteren Teller, der Gebende aber 4 Marken in den oberen. Wird das Spiel gewonnen, so bekommt der Gewinner ein StammbBoston [2]te, von dem Einsatz an 4 Marken aber blos 2, während die anderen beiden in den unteren Teller abgesetzt werden, u. dann noch die nach Verschiedenheit des angesagten u. gewonnenen Spiels zu berechnende Bezahlung. Wird das Spiel verloren, so bezahlt der Verlierer an jeden Mitspieler, je nach der Zahl der zu wenig gemachten Stiche, eine gewisse Anzahl Marken u. es wird ihm außerdem, unter Hinzurechnung der auf dem oberen Teller stehenden Marken, dasselbe Bote angeschrieben, welches er ausgezahlt erhalten haben würde, wenn er das Spiel gewonnen hätte. Nach jedem 3. (od. 4) gewonnenen Spiele, od. sobald 10 Marken im unteren Teller stehen, geht der Herr od. Roc; in diesem Falle können nur Spiele von 6 Stichen in der besten Farbe, od. von Grande Misère an, angesagt werden; außerdem werden die Karten entweder eingeworfen, u. der Folgende gibt von Neuem, od. es wird das oben erwähnte Nullo od. Misére générale gespielt. In manchen Gegenden wird aber auch gar nicht mit dem Herrn od. Roc gespielt. An einigen Orten wird das B. auch mit Touren gespielt, die 1. Tour durch, d.h. 4 Spiele, wird nämlich das gewöhnliche B. (5 Stiche), wie es vorstehend beschrieben ist, angesagt u. gespielt. Dann folgt die 2. Tour mit Carbonaro, d.h. der Gebende erhält blos eine Karte, u. jeder der Mitspielenden 17. Von diesen wirst jeder 4 Karten weg, welche der Gebende erhält, so daß dieser auch 13 Karten bekommt. Nun werden nach der Vorhand die Spiele angesagt, wie im gewöhnlichen B-spiele, nur daß wenigstens 6 Stiche od. Grande Misère gespielt werden muß. Die 3. Tour ist mit Kaufkarte, wobei die Karten, wie im gewöhnlichen Spiele, vertheilt werden. Die Spiele werden dann, wie in letzterem, nach der Vorhand angesagt, der Ansagende berücksichtigt aber dabei, daß er sich irgend eine Karte, welche in sein angesagtes Spiel paßt, ausbitten kann gegen verdeckte Zurückgabe eines seiner 13 Kartenblätter. Die 4. Tour ist mit Grande od. Grandissimo. In diesem Spiele wird keine Couleur gemacht, u. es können nicht unter 6 Stiche angesagt werden. Die Vorhand ist in dieser Tour die Hauptsache. Nach der 4. folgt wieder die 1. Tour u. so fort. Das russische B. weicht blos dadurch von dem gewöhnlichen ab, daß dies ohne Roc gespiel wird, daß aber die Spiele nach Verschiedenheit der Farben, in denen gespielt wird, u. wenn man Solo ansagt (ohne Hülfe) bedeutend höher werden. Auch hat man ein B., das von 4 Personen, von denen jedoch einer der Reihe herum nicht mit spielt (Königst), mit denselben Karten, wie das gewöhnliche B. u. inderselben Spielweise gespielt wird (Boston-Lhombre, Tri-Boston). Nur wird für den 4. gegeben u. von diesen Karten von den Spielenden zuerst nach Belieben, von den Anderen später gekauft. Die Spiele sind wie gewöhnlich; Misère kann gespielt werden, kommt aber höchst selten vor. Eben so selten werden 5, öfter 6, sehr oft aber 7,8 u. mehr Stiche gespielt. Eine Hülfe findet nie Statt. Das Boston-Lhombre geht mit Roc u. Bloc u. ist daher, wenn der Point nicht sehr niedrig gespielt wird, ein sehr hohes Spiel. Schlem sur table u. in der besten Farbe kostet z.B. jeder Person 1000 Fische, ohne den Stamm zu rechnen. Der nicht mitspielende König bezahlt u. empfängt nicht mit. Vgl. Der B-spieler, Quedl. 1835, 2. A.; Der B-spieler, Berl. 1850.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 121-122.
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