Boussole

[152] Boussole (vom ital. Bussola, eine kleine Büchse), die Bezeichnung paßt für die so genannten Instrumente nur in so fern, als das Gehäuse der Magnetnadel u. des Kreisringes büchsenförmig ist u. einen wesentlichen Bestandtheil der auf die Eigenschaften des Magnetes gegründeten Winkelmesser bildet, indem die auf einem Stifte, der im Mittelpunkte des Bodens angebracht ist, frei schwebende Nadel sich in dem in 360 Grade eingetheilten Kreisringe des Büchsengehäuses bewegt. Die B. wird am häufigsten von den Seefahrern gebraucht (s. Compaß), sie dient aber auch bei terrestrischen Aufnahmen. Man gebraucht hierbei: A) Die Feldboussole (Feldmessercompaß), bestehend aus drei Theilen: a) der Compaß ist ein cylindrisches Gehäuse von 4–8 Zoll Durchmesser u. 1/2 bis 1 Zoll Höhe auf einer ebenen Platte von Messing befestigt u. oben durch eine Glasscheibe verschlossen. Im Mittelpunkte des Bodens dieses Gehäuses erhebt sich ein spitziger Stahlstift, auf dem mittelst eines Carneolhütchens die Magnetnadel ruht. In gleicher Höhe mit den wagrecht schwebenden Spitzen der Nadel befindet sich an der innern Wand des Gehäuses die Kreistheilung von 360 Graden, die von links nach rechts wie auf dem Zifferblatte einer Uhr läuft. Bruchtheile eines Grades können genau genug nach dem Augenmaße geschätzt werden. Eine kleine Federvorrichtung dient dazu, die Nadel beim Nichtgebrauche von der Nadelspitze abzuheben, u. an die darüber liegende Glasscheibe leicht angedrückt festzuhalten. Man nennt dies die Arretirung der Nadel; b) das Diopter, welches mitunter aber auch durch ein Fernrohr mit Fadenkreuz vertreten wird. Es sind eigentlich 2 Diopter in entgegengesetzten Richtungen[152] an der Platte des Gehäuses so angebracht, daß beide in einer zum Gradringe senkrechten Ebene liegen, welche zugleich dessen Mittelpunkt, so wie die Kreistheilung selbst am Punkte 0° u. 180° schneiden. Sie ist auf der Bodenplatte des Gehäuses bei 0° mit N, d.h. Nordpunkt, u. bei 180° mit S, d.h. Südpunkt, u. durch eine schwarze Linie noch bes. bezeichnet; c) das Gestelle einer B. ist, was die Beine u. deren Verbindung mit der Kopfplatte anbelangt, wenig verschieden von dem des Meßtisches, nur die Horizontal- u. Verticalbewegung ist etwas anders eingerichtet. Bei dem Gebrauche der B. muß man darauf achten, daß der Stift der Nadel sich senkrecht über dem natürlichen Punkte befindet, u. daß die Ebene des Gradringes wagerecht ist, was durch Aufsetzen einer Dosenlibelle bestimmt wird. Darnach visirt man einen Gegenstand an u. liest, wenn die Nadel wieder ruhig geworden ist, an ihrem Nord u. Südende das Gradmaß ab, welches genau um 180° verschieden sein muß, wenn der Stift im Boden des Gehäuses nicht außerhalb des Kreismittelpunktes sich befindet (Excentricität der Nadel) u. notirt sich diese Ablesungen. B) Die Orientirboussole besteht aus einem länglichen (parallelepipedischen) Kästchen, von etwa 6 Zoll Länge, 3 Zoll Breite u. 1 Zoll Höhe, worin sich eine Magnetnadel u. 2 eingetheilte Kreisbögen befinden. Die Nadel ist wie bei der Feldboussole eingerichtet. Die beiden Kreisbögen sind Theile eines Kreisringes, dessen Mittelpunkt der Nadelstift ist, u. liegen an den schmalen Seiten des Kästchens. Der Durchmesser dieser Bögen liegt mit den Langseiten der Bodenplatte des Kästchens parallel, ist auf dieser durch eine schwarze Linie u. mit S u. N bezeichnet. Dreht man das Kästchen so, daß die Nadel auf dieser Linie steht, so sind die Langseiten des Kästchens, die zugleich als Lineale dienen, in die Richtung des magnetischen Meridians gebracht. Die Nullpunkte der Theilung liegen in dem Durchmesser SN, von welchem aus nach beiden Seiten hin etwa 15 bis 18 Grade ins die Bögen gezeichnet sind. Soll die Orientirboussole angewendet werden, so stellt man zunächst den Meßtisch an einem Punkte des Feldes so auf, daß der ihm entsprechende Punkt der Meßtischplatte senkrecht über ihm sich befindet, u. orientirt ihn von da ab nach einem zweiten entfernteren sichtbaren Punkte, setzt sodann die Orientirboussole an einer bei der Aufnahme leer gebliebenen Stelle des Meßtischblattes aus u. dreht diese an dieser Stelle solange um ihren Mittelpunkt, bis die Nadel genau auf der Linie SN einspielt. Sodann zieht man an der Langseite des Kästchens eine seine Linie, welche den magnetischen Meridian bedeutet. An diese Linie kann man dann noch die wirkliche Mittagslinie tragen, wenn für den Ort u. die Zeit der Aufnahme die Abweichung des magnetischen Meridians von der Mittagslinie des Ortes (die magnetische Abweichung od. Declination) bekannt ist. Eine besondere An B. ist C) des Markscheiders Hängecompaß, s.u. Compaß.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 152-153.
Lizenz:
Faksimiles:
152 | 153
Kategorien: