[255] Brechung, 1) (Kriegsw.), so v.w. Brisure 1). 2) B. der Bewegung, die Ablenkung eines Körpers aus seiner Richtung, wenn er durch einen andern undurchdringlichen Körper Widerstand findet (wie bei einer gegen die Wand geworfenen Kugel, s. Stoß); od. wenn er (wie z. V. eine abgeschossene Flintenkugel) aus einem Medium (wie Luft) in ein anderes (wie Wasser) kommt. Fällt der Körper dann nicht senkrecht, sondern schief auf, so geht er in einer von seiner anfänglichen abweichenden Richtung weiter. Die Größe dieser Ablenkung von der vorigen Richtung hängt von Geschwindigkeit, Gestalt u. Masse des festen Körpers ab. 3) B. des Lichts, die Ablenkung eines Lichtstrahls von seiner Richtung beim Übertritt in ein anderes Mittel. Errichtet man aus dem Punkte der Grenzfläche beider Mittel, wo die Brechung erfolgt, eine Senkrechte zu dieser Fläche, so ist der Winkel, welchen der gebrochene Strahlenantheil mit den Senkrechten einschließt, der Brechungswinkel u. die durch diesen Winkel bestimmte Ebene die Brechungsebene, in ihr liegt auch der ursprüngliche Strahl vor der Brechung. Der Punkt, wo der Strahl seine Richtung verändert, ist der Brechungspunkt. Der Quotient, gebildet aus dem Sinus des Einfallswinkels (der Winkel, welchen der ungebrochene Strahl mit der Senkrechten im Brechungspunkte einschließt) u. dem Sinns des Brechungswinkels nennt man Brechungsexponent, Brechungsquotient u. Brechungsindex: bei denselben Mitteln ist dieser constant. Ist das Mittel, in welchem die Brechung erfolgt, parallelflächig, so sind Einfallswinkel u. Austrittswinkel gleich, bei prismatischen nicht; weißes Licht wird durch letztere analysirt. Zuweilen wird der Strahl im brechenden Mittel in 2 andere Strahlen zerlegt, die man als ordentlich gebrochenen u. außerordentlich gebrochenen Strahl unterscheidet; solche Mittel nennt man doppelbreckende Mittel, den Vorgang selbst doppelte Brechung. Eine Varietät des Kalkspathes, der Doppelspath, zeigt am auffallendsten die doppelte Brechung; man erkennt sie leicht bei durchsichtigen Substanzen daran, daß ein durch sie betrachteter Gegenstand doppelt erscheint; es gibt aber eine Richtung, in welcher diese doppelbrechenden Mittel einfache Brechung zeigen, u. diese nennt man die optische Achse. Manche Körper zeigen 2, auch wohl mehrere optische Achsen (s.u. Licht, Prisma, Linse, Krystall). 4) (Mus.), B. der Accorde, Vortragsart, nach welcher die Töne eines Accordes nicht gleichzeitig, sondern nach einander gegeben werden. Geschieht dies nach bestimmten, vom Componisten selbst angezeigten Tonfolgen u. Notengattungen, so beißt sie bestimmte Brechung (s. unter a), im Gegentheil unbestimmte, die jedoch für die schnellere (s. unter b) Aufeinanderfolge der Töne durch einen schrägen Strich, für die langsamere (s. unter c) aber durch das Arpeggiozeichen angedeutet wird; dagegen B. der Intervalle, die Darstellung eines Tons mit Noten von kleinerem Zeitwerthe statt einer einzigen längern (s. unter d). Z.B.:
5) (Gramm.), in den germanischen Sprachen die Verwandlung der Vocale i u. u von r u. h in einen kräftigen Laut, z.B. im Althochdeutschen in e u. o, s.u. Germanische Sprachen.