Castrēn

[754] Castrēn, Matthias Alexander, geb. 2. Decbr. 1813 in dem Kirchspiel Gerwola (Finnland), studirte seit 1830 in Helsingfors Theologie, Geschichte, Philosophie u. Orientalische Sprachen, machte 1838 eine Reise nach Lappland u. wurde 1839 Lehrer der Finnischen u. Altnordischen Sprachen an der Universität in Helsingfors. 1840 bereiste er Karelien u. 1841 abermals Lappland u. gelangte bis zu dem Kloster Solowez in Archangel, wo er durch Krankheit gehalten, seine Reise erst im Sommer 1842 weiter fortsetzen konnte; er besuchte Ischemsk u. gelangte bis an den Fuß des Ural nach Obdorsk u. kehrte 1844 nach Finnland zurück. Im Februar 1845 begann er seine große sibirische Reise von Helsingfors aus über Petersburg; den Sommer hindurch hielt er sich unter den Ostjäken am Irtysh u. Ob auf; ging dann vom Ob südöstlich u. verweilte 1846 bis 1848 in dem Gouvernement Jenisei, wo er ethnographische u. linguistische Studien machte; namentlich waren die Tatarischen, Ostjäkischen u. Samojedenstämme Gegenstand seiner Forschungen. Von hier setzte er seine Reise durch das Land jenseits des Baikalsees über Kiachta weiter nach Osten bis Nertschinsk fort u. kehrte im Januar 1849 nach Petersburg zurück; er wurde 1851 Professor der Finnischen Sprache u. Literatur an der Universität Helsingfors, starb aber schon am 25. April (7. Mai) 1852. Seine Reiseberichte u. seine Finsk Mythologi (Helsingf. 1853) wurden erst nach seinem Tode in den Resor i Norden, Helsingf. 1853 (deutsch von Schiefner, Petersb. 1853, u. Helmsen, Lpz. 1853) herausgegeben. Er schr.: De affinitate declinationum in lingua Finnica, Esthnica et Lapponica, Helsingf. 1839; De nominum declinatione in lingua Syrjaena. 1844; Elementa grammaticae Syrjaenae, ebd. 1844; Elementa grammaticae Tscheremissae, Kuopio 1845; Vom Einfluß des Accentes in der Lappischen Sprache, Petersb. 1845; Versuch einer Ostjäkischen Sprachlehre, 1849; De affixis personalibus lingnarum Altaicarum, Helsingf. 1850; Grammatik der Samojedischen Sprache, herausgegeben von Schiefner, Petersb. 1854; Grundzüge einer Tungusischen Sprachlehre, herausgegeben von dems., ebd. 1856; Wörterverzeichnisse aus der Samojedischen Sprache, ebd. 1855; Reiseberichte u. Briefe aus den Jahren 1845–40, ebd. 1856; übersetzte die Kalewala, das finnische Nationalepos, ins Schwedische, 1841.[754]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 754-755.
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