Constantīne

[379] Constantīne, 1) östliche Provinz des jetzt von den Franzosen besetzten Algeriens; grenzt im W. an die Provinz Algier, im N. an das Mittelmeer, im O. an Tunis u. breitet sich südlich unter dem Namen Kobla durch Wüstenstriche u. Biled al Dscherid aus bis zur Sahara; hat im S. das Gebirge Dschebel Aures, im N. den Kleinen Atlas, der in mehreren Zügen bis Tunis streift, u. im W. das steile Dschurdschura-Gebirge; diese Gebirgsketten sind von 3000–4500 F. Höhe, steil u. unersteiglich, bewaldet u. mit Gebüsch bedeckt, u. treten ganz steil an das Meer heran, daher mehrere Vorgebirge weit in dasselbe hinausragen; von W. gegen O die Vorgebirge Carbon, Cavallo, Budscharone (Sieben-Cap, Seba-Rus), Kabir, Bubernas, Bibi, Thasea, Eisencap (Cap Fer), Tukusch, Garda u. Rosa, u. dazwischen die Buchten u. Baien von Budschia, Dschidschelli, Collo, Stora u. Bona. Flüsse: Semmam, Mansuriah, Daab, El-Kebir, der aus Rummel u. Russolah entsteht, Kaure, Budschimah, Seybus, Mafrag etc., die alle in das Mittelmeer münden; Seen: Fezzara bei Bona, zwei kleinere südlich von La Calle; enthält schöne Wälder; Producte bes. Getreide, Gold, Silber, Kupfer (Bergwerke wenig bebaut). Die eingeborene Bevölkerung, mehr als 1 Mill. Köpfe, besteht aus nomadischen u. Viehzucht treibenden. od. seßhaften u. Ackerbau treibenden Stämmen, Kabylen, Utschuren, Beni Salah, Beni Jacub, Hannenschas, Haraotas u.a.; die eingewanderten Europäer, meist Schweizer u. Italiener, betrugen 1856 nicht mehr als 9450; die Viehzucht bringt Schafe, Kameele, Pferde, der Landbau Mais, Hirsen u. Tabak. Seit der Besitznahme durch die Franzosen ist die Provinz zur Verwaltung in Civil- u. Militärdistricte getheilt, auch schon viel gethan zur Hebung des Verkehrs durch Anlegung von Straßen. 2) Hauptstadt der Provinz C., am Rummel, mitten im Lande, mehr durch seine Lage auf einem Felsplateau, das gegen drei Seiten steil abfällt u. nur gegen SW. in eine Ebene ausläuft, als durch Kunst (die Mauern, Thürme u. Thore sind ganz nach Art des Mittelalters angelegt) befestigt; der nördlichste Punkt der Stadt trägt die Citadelle (Kasbah); der Fluß stürzt an dem Felsen vorüber durch eine 600 F. tiefe Felsenschlucht, über die eine Brücke auf römischem Grundbau, el Kantara, führt; die Stadt ist selbst ein wirrer Häuserhaufen, leidet Mangel an Trinkwasser, das durch Cisternenwasser ersetzt wird; viele Kapellen, 13 Moscheen mit Schulen, bes. einer für das Arabische; Lederarbeiten, Tuch- u. Wollzeugfabrikation, Karawanenhandel nach Tunis u. dem Innern von Afrika; 20,800 Ew. (früher 40,000), worunter an 1800 Europäer. In[379] der Stadt u. Umgebung viele römische Ruinen; am Flusse etliche 20 Wassermühlen; die nächste Umgebung ist baumlos u. von traurigem Ansehen, nur gegen NW. breitet sich eine Ebene aus, die an Feldfrüchten fruchtbar ist. – C., von den Carthagern erbaut, hieß bei den Alten Cirta (s.d.). 311 n. Chr. in den religiösen Streitigkeiten zerstört, wurde sie von Constantin d. Gr. wieder aufgebaut u. erhielt den Namen Constantina. Kaiser Justinian verstärkte die Befestigung u. führte eine Wasserleitung in die Stadt. 659 wurde C. von den Arabern erobert, doch nahmen die Einw. erst 710 den Islam an. Seitdem wechselte es seine Herren oft u. kam 1550 unter einen, von der Pforte ernannten, unter dem Bey von Algier stehenden Statthalter. In neuester Zeit war Achmed Bey Statthalter, der sich lange gegen die Franzosen hielt. 1836 machten die Franzosen unter Clauzel eine unglückliche Expedition gegen C., aber bei der zweiten Expedition, Anfangs unter Damrémont, dann unter Valée, eroberten sie C. den 13. Octbr. 1837 u. erklärten es zur Hauptstadt der Provinz, s. Algier (Gesch.). 3) Postort in der Grafschaft St. Joseph im Staate Michigan, am St. Josephs-River, lebhafter Handel, Dampfschifffahrt, Buchdruckerei, Bank; 1400 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 379-380.
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