[845] Denkübungen, die bes. seit Basedow u. Rochow in die meisten deutschen Volksschulen als Lehrgegenstand eingeführten Übungen zur Erweiterung u. Ausbildung der geistigen Kräfte der Kinder. Man unterschied dabei reine od. unmittelbare D., bei denen man nur auf die Entwickelung der Denkfunctionen sah, ohne Rücksicht auf den Gewinn an materiellem Wissen; u. angewandte D., die an irgend einem positiven Lehrstoff vollzogen werden, z.B. an der Zahl, der Form, der Sprache. Seit Pestalozzi sind sie wieder mehrfach als stehender Lehrgegenstand aus den Schulen verbannt worden, u. an ihre Stelle für die unterste Klasse die Anschauungs- u. Sprechübungen getreten, weil das Anschauungsvermögen das Grundvermögen aller wahren intellectuellen Bildung ist, u. man nur durch das Aussprechen der Vorstellungen u. Gedanken der Kinder sehen kann, ob sie die richtigen Vorstellungen haben. Bei diesen Anschauungs- u. Sprechübungen werden reale Gegenstände, Pflanzen, Thiere, Tische etc. (nach Pestalozzi der menschliche Körper), dem Sinne der Kinder vorgeführt, sie werden angeschaut, betrachtet und besprochen. Zuerst werden die Dinge benannt, dann die einzelnen Theile u. Merkmale aufgesucht, über ihren Ursprung u. Gebrauch gesprochen, auf die Ähnlichkeit u. Verschiedenheit der Dinge aufmerksam gemacht, die ersten Begriffe von Ursache u. Wirkung u. andere Elementarbegriffe beigebracht, die Begriffe klassificirt u. endlich das Urtheil an einzelnen Sätzen geübt. Anleitungen zu D. sind herausgegeben von Harnisch, Graßmann, Diesterweg, Scholz, Ehrlich, Denzel, Krause, Zerrenner, Löhr, Rochow, Tillich, Wilmsen, Wurst u. m. A.