Erratische Blöcke

[867] Erratische Blöcke (Geol.), auf der Erdoberfläche zerstreut umherliegende Gesteinsblöcke, welche in keinem Zusammenhange mit den in der Nähe auftretenden Gebirgsmassen stehen. Sie sind von verschiedener Größe, zuweilen 12, sogar 40 Fuß im Durchmesser u. entsprechen meist Gebirgen, welche weit von ihrem gegenwärtigen Fundorte entfernt sind, so die E. B. des Jura dem schweizerischen Hochgebirge, die in Deutschland, Polen u. Rußland den skandinavischen Bergen, so daß man annehmen muß, die E. B. seien von jenen Gebirgen abgelöst u. durch irgend welche Kräfte ihrer Heimath so weit entführt worden. Einige nehmen eine allgemeine Fluth an, welche die Blöcke hierher geschwemmt haben Andere eine theilweise, durch den Durchbruch der Flüsse veranlaßte Überschwemmung; noch Andere erkennen sie als Auswürflinge von Vulkanen u. Manche nehmen sogar an, daß sie dem Monde entstammt seien. Venetz u. Charpentier haben die E. B. zuerst mit Gletschern in Beziehung gebracht u. Agassiz hat daraus eine förmliche Theorie gemacht; nach ihm gab es eine Eiszeit der Erde, während welcher die nördliche Erde von einer, mehrere tausend Fuß dicken Eisschicht bedeckt war; als das Eis schmolz, entstanden daraus Gletscher, welche sich nach den freigewordenen Ebenen bewegten u. die von dem Gebirge abgelösten Blöcke mit sich forttrugen. Wahrscheinlicher ist die alte Theorie, zufolge welcher die Blöcke durch schwimmende Eismassen verbreitet wurden, wie man heut zu Tage im Norden noch häufig beobachten kann.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 867.
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