Charpentier

[875] Charpentier (spr. Scharpanglich), 1) Jacques, geb. in Clermont; wurde 1568 Dekan der medicinischen Facultät in Paris, königlicher Leibarzt u. Professor der Philosophie; er war Anhänger des Aristoteles, dessen Lehre er gegen Peter Ramus vertheidigte, u. st. 1574. Er schr.: Descriptio universae naturae ex Aristotele, Paris 1562; Orationes contra Ram nm, ebd. 1566 u. m. 2) Marc Antoine, geb. 1634 in Paris, Schüler von Carissimi in Rom, war Kapellmeister am Jesuitencollegium, dann an der Heiligen Kapelle daselbst, nachher Intendant der Musik des Herzogs von Orleans u. st. 1705 in Paris. Er wird von den Franzosen als der gelehrteste Musiker seiner Zeit geschätzt u. componirte Motetten, Ballets u. 1702 Opern (darunter bes. Medée). 3) (Carpentier), Pierre, geb. 1697 in Charleville, wurde 1720 Benedictiner zu Rheims, dann Prior des Klosters zu Donchery u. st. 1767 in Paris. Er schr. (Alphabetum Tironianum. Par. 1747, war Mitherausgeber der neuen Ausgabe von Ducange Glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis, Par. 1733, 6 Bde., u. verfaßte dazu ein Supplement, ebd. 1766, 4 Bde. 4) Joseph François, Ch. Cossignyde Palma, geb. 1730 in Palma auf Isle de France; Ingenieur auf Isle de France, wurde 1789 als Deputirter dieser Insel nach Paris geschickt u. st. das. 1789; er schr.: Voyage à Canton, Paris 1798; Traité sur la fabrication de l'indigo, 1779 (englisch, Calcutta 1789) u. m. a. 5) Jean Jacques Beauvarlet, Orgelvirtuos, geb. 1730 in Albeville in Frankreich, hielt sich einige Zeit in Lyon auf u. folgte dann einem Rufe als Organist an die Kirche zu St. Victor u. später an St. Paul in Paris, wo er im Mai 1794 starb; er hinterließ eine Sammlung werthvoller Arbeiten u. Compositionen. 6) François Philippe, Mechaniker, geb. 1737 in Paris, erlernte die Kupferstecherei u. machte wichtige Erfindungen auf diesem Felde u. in der Fabrikation der Gewehre, weßhalb ihm mehrere Anerbieten von Seiten der französischen u. andrer europäischen Regierungen gemacht wurden, die er jedoch ausschlug. In Folge der Erfindung einer vortheilhaften Bohrmaschine für Gewehrläufe übertrug ihm die Regierung die Direction des Atélier de perfectionnement; er st. 22. Juli 1817 in Blois. 7) Johann Friedrich Wilhelmv. Ch., geb. 1738 in Dresden; wurde 1766 Professor der Bergakademie in Freiberg, 1773 Bergcommissionsrath[875] u. Oberbergamtsassessor, 1784 Bergrath u. Director des Alaunwerks in Schwemsal, 1791 in den Adelstand erhoben, 1800 Vice- u. 1801 wirklicher Berghauptmann u. st. 1805; er schr. u.a.: Mineralogische Geographie der chursächsischen Lande, Lpz. 1778; Beobachtungen über die Lagerstätte der Erze, ebd. 1800; Beiträge zur geognostischen Kenntniß des Riesengebirges, ebd. 1804 u. m. 8) Toussaint de Ch., Sohn des Vorigen, geb. 1770 in Freiberg, studirte in Leipzig die Rechte, wurde dort 1801 Auditor beim Oberhofgericht, trat 1802 in preußische Dienste, wurde Bergsecretär, Bergassessor in Schlesien, Bergamtsdirector u. Oberamtsassessor in Waldenburg, 1806 Bergrath, 1810 Oberbergrath in Breslau, 1828 Viceberghauptmann von Schlesien, ging 1830 als Berghauptmann u. Director des westphälischen Oberbergamts nach Dortmund, kehrte aber 1835 als Berghauptmann nach Schlesien zurück u. st. 1847 in Brieg. Er schr.: Darstellung der Höhen verschiedener Berge, Flüsse u. Orte Schlesiens, Bresl. 1812; Bemerkungen auf einer Reise von Breslau über Salzburg durch Tyrol, die südliche Schweiz, nach Rom u. Pästum, Lpz. 1820, 2 Thle.; Horae entomologicae, Berl. 1825; Libellulinae europeae, Lpz. 1840; Orthoptera, Lpz. 1841–43,10 Hefte; mit Sommer.: Die Zünsler, Wickler u. Schaben, 1820. 9) Johannes von Ch., Bruder des Vorigen, geb. 1786 zu Freiberg in Sachsen, arbeitete in den schlesischen Bergwerken unter der Leitung. eines Bruders u. ging 1806 nach SFrankreich, von wo ihm der Auftrag geworden war. Eisenwerke anzulegen. 1811 verließ er die Pyrenäen, hielt sich längere Zeit in Paris auf u. übernahm dann die Leitung der Salzwerke in Bex im Canton Waadl wo er 12. Sept. 1855 starb. Seine Arbeiten über die geologische Bildung der Pyrenäen, über die Natur u. Bildung der Gletscher, sowie über die erratischen Blöcke u. seine geologischen Forschungen in der Schweiz sind von großer Wichtigkeit; auch ist Ch. der Gründer der warmen Quelle von Lavey an der Rhone.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 875-876.
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