Fazy

[145] Fazy, James, aus einer vertriebenen Hugenottenfamilie englischer Abkunft stammend, geb. am 12. Mai 1796 in Genf; er gehörte der demokratischen Partei an u. gründete 1826 das Journal de Genève, ging aber kurz vor der Julirevolution 1830 nach Paris, wo er mit Armand, Carrel, Marast, Cavaignac, Godofroy u. Anderen in Verbindung trat. Da das von ihm 1831 gegründete Tendenzblatt La révolution de 1830 nicht den von ihm gehofften Erfolg hatte, verließ er Paris u. ging nach Genf zurück, um hier als politischer Schriftsteller für eine Reform der Verfassung im demokratischen Sinne zu wirken. Die von ihm herausgegebenen Blätter Europe centrale u. Association de 3. Mars dienten diesem Zwecke. In der Revue de Genève griff er die Genfer Aristokratie u. 1845 den Sonderbund an, so daß im folgenden Jahre, als die Regierung in Genf Partei für den Sonderbund an den Tag legte, der Sturz des Großen Rathes herbeigeführt wurde. Er trat in den Großen Rath u. war im Januar 1847 Berichterstatter des Entwurfs für die neue Verfassung Genfs. Noch in diesem Jahre wurde er Vorsitzender im Generalrath. Da er sich mit seinen Collegen über die Vertheilung der Kriegskosten gegen die Sonderbundsmitglieder u. andere Dinge nicht einigen konnte, nahm er im Februar 1848 seine Entlassung, wurde aber im December wieder gewählt. Anfang 1849 wurde er zu politischen Missionen nach Paris verwandt. Die Schleifung der Festungswerke Genfs, schon früher von ihm angeregt u. befürwortet, kam 1850 zur Ausführung, u. ein Stück ehemaliges Schanzenterrain wurde ihm als Nationalbelohnung zum Geschenk gemacht. Bei dem Umschwung der politischen Zustände im November 1853 blieb er u. seine Partei in der Minderheit, bis die radicale Partei 1855 wieder an das Staatsruder kam. Seitdem stand er als Präsident wieder an der Spitze der Genfer Regierung u. wurde 1856 in den Schweizerischen Ständerath gewählt. In Folge des Conflicts, in we (chen der Canton 1858 mit der Eidgenossenschaft wegen der auf französisches Andringen angeordneten Ausweisnug politischer Flüchtlinge gerieth, ging F. nach Paris, wo er bei Napoleon III. eine Audienz hatte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 145.
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