Francōrum annāles

[463] Francōrum annāles, Jahrbücher der Geschichte des Fränkischen Reiches, namentlich der Könige desselben, u. umfassen die Zeit der Karolinger. Sie erzählen die Geschichte bald ausführlicher wie Chroniken, od. enthalten nur kurze chronologische Notizen. Ihre Namen haben sie theils von den Verfassern od. Entdeckern, theils von dem Orte ihrer Abfassung od. der Aufsindung erhalten. Es sind folgende: Annales Juvavenses majores, geheu von 550–975, sind aber nur bis 835 auf uns gekommen; sie enthalten kurze Angal en über das Fränkische Reich, bes. in Beziehung auf Baiern; ihren Namen haben sie von der Stadt Juvavum (Salzburg), wo sie, nach Pertz, geschrieben worden sind; herausgeg. von I. G. von Eckhart als: Annales breves cyclo paschali in codice saeculi IX. adscripti. A. Juvavenses minores, 742–814, herausgeg. von I. G. von Eckhart unter dem Titel: A. breves anno 816 conscripti etc. A. Salisburgenses, 499–1049, beziehen sich meist auf die Erzbischöfe von Salzburg, herausgegeben von Pertz. A. St. Emmerammi Ratisponenses maiores, 748–823, im Kloster zu St. Emmeram gefunden, enthalten Angaben über die Geschichte der fränkischen Könige mit besonderer Beziehung auf Baiern; herausgeg. von Mabillon u. von Pertz. Die A. St. Emmerammi minores, 752–1052, berichten über die Bischöfe von Regensburg u. die Äbte von St. Emmeram. A. antiqui Fuldenses, 753–822, haben ihren Namen daher, weil die Äbte von Fulda darin mit aufgeführt werden; herausgeg. von Pertz. A. breves Fuldenses, 651_–838; auch in ihnen werden neben den fränkischen Königen die Äbte von Fulda aufgezählt; herausgeg. von Jac. Grimm u. Pertz. Annalium Xantensium appendix, 816–835, stehen nnr insofern in Beziehung zu den A. Xantenses, als sie sich mit diesen in einem u. demselben Codex befinden; herausgeg. von Pertz. A. St. Maximini Trevirenses, 708 bis 987, enthalten auch Angaben über das Kloster St. Maximin u. dessen Äbte; herausgeg. von Würdtwein u. von Pertz. A. Colonienses brevissimi, 814–870, erstrecken sich bes. mit auf die Bischöfe von Köln; herausgegeben von Eckhart, dann von Pertz. A. Colonienses, 776 bis 1028, erwähnen auch Kölner Erzbischöfe; ein Theil ist herausgeg. in Harzheim Catalogus codicum manuscriptorum Coloniensis; Pertz hat sie fast ganz edirt. Chronicon Aquitanicum, 830–1025, herausgeg. von Labbe, Martene (unter dem Titel: Breve chronicon Norman nicum si ve Britannicum) zuletzt von Pertz. A. Limovicenses, 867–1060, zu Limoges verfaßt, herausgeg. von Pertz. A. Laubacenses, 687–926, deren einer Theil wahrscheinlich im Kloster Lobbes, der andere in Schwaben verfaßt ist; herausgeg. von Pertz. A. St. Amandi, 687–810, so genannt von Pertz, weil Heilige u. Äbte aus dem Kloster des St. Amandus darin vorkommen; herausgeg. von du Chesne unter dem Titel: Chronicon breve etc., von Boucquet, zuletzt von Pertz. A. St. Amandibreves, 742 bis 855, herausgeg. von Pertz, der sie so nannte, weil der Codex vorzüglich eine Lebensbeschreibung des St. Amandus enthält. A. brevissimi codicis Sangallensis Nr. 459 saeculi IX., 814–961, herausgeg. von Pertz. A. brevissimi codici Sangallensi Nr. 250 adscripti, 768–889, herausgeg. von Pertz. A. Sangallenses Baluzii, 691–814, herausgegeb. von Baluzius unter dem Titel: Chronicon brevissimum monasterii St. Galli, dann von Boucquet, Mansi u. Pertz. A. Sangallenses breves ex codice saeculi IX. Nr. 732 signato, 708–816, herausgeg.[463] von I. von Arx u. Pertz. A. Weingartenses, 792–936, herausgeg. von Mabillon, Heß (als A. Augienses) u. Pertz. A. Augienses, 709–954, herausgeg. von Baluzius, Mansi, Pertz. A. Lugdunenses, 769–841, erwähnen auch die Erzbischöfe von Lyon, herausgeg. von Mabillon u. Pertz. A. Weissemburgenses, 763–846, herausgeg. von Pertz. A. Alamannici, 708–926, so von Pertz genannt, weil sie sich in Codices dreier schwäbischer Klöster, des zu Murbach, Reichenau u. St. Gallen, befinden; herausgeg. von du Chesne als Chronicon breve in Monasterio St. Galli scriptum etc., dann von Boucquet, Pater F. A. Zaccharia, Ussermann (als Gesta Francorum Excerpta) u. Pertz. A. Sangallenses maiores, genannt Hepidani, 709–1056, mehr s.u. Hepidan. A. Wirziburgenses, 687–1101, so genannt, weil sie sich bes. auf Würzburg beziehen; herausgegeb. von Pertz. A. St. Columbae Senonenses, 708–1218, so genannt, weil sie sich über die Geschichte des Klosters der Sta. Col umba u. dessen Äbte verbreiten; herausgeg. von Martene, Durand, Pertz. A. Tiliani, 708–807, aus einem alten Codex des Johannes Tilius (Tillet), herausgeg. von du Chesne (als A. Francorum auctiores) Boucquet, Pertz. A. Petaviani, 607–799, der Name von einem Codex des Petavius, herausgeg. von Pithöus, du Chesne (unter dem Titel: A. alii Francorum etc.), Labbe u. Pertz. A. Gnelferbytani, 741–823, herausgeg. von Pertz. A. Nazariani, 708–790, vom Kloster des St. Nazarius am Rhein so genannt; herausgeg. von Sagittarius, Schannat (unter dem Titel: Fragment um veterum annalinalium de seditione Thuringorum), Freher, du Chesne, Struve, Boucquet u. Pertz. A. Laureshamenses, 704–803, weil sie wahrscheinlich im Kloster Lorsch verfaßt sind; herausg. von Ussermann u. Pertz. Fragmentum analium ab anno 769 usque ad annum 806, herausgeg. von du Chesne, Boucquet u. zum Theil von Pertz. A. Laurisse nses minores, 714–817, herausgeg. von Lambecius, Kollarius, Muratori, Boucquet, Gerber, Durheim u. Pertz; der wichtigste Theil ist im Kloster Fulda geschrieben. A. Laurissenses, 712–814, hießen früher A. Loiselliani (von Loisellius, Besitzer des Codex) od. A. plebeji, wegen ihrer schlechten Schreibweise; sie stammen wahrscheinlich aus dem Kloster Lorsch; herausgeg bis 739 von Canisius u. Basnage, ganz von du Chesne (unter dem Titel: A. rerum Francorum. quae a Pippino et Carolo M. regibus gestae sunt ab anno 712–814), zuletzt von Pertz. Einhardi annales, 741–829, die berühmtesten unter allen, haben ihren Namen von dem Verfasser Einhard od. Eginhard (s.d.), zuerst herausgeg. als Vita et gesta Caroli Magni, mit Eginhards Vita Caroli lmperatoris, Köln 1521; von Reuber, Frkf. 1584, Fol.; im 2. Bd. von Frehers Corpus Francorum historiae. Hanau 1613; im 2. Bd. von du Chesues Historia Franc. script. coaet., Par. 1636; in Leuckfelds Scriptores rerum Germanicarum Frkf. 1707; von Joannis, ebd. 1726 (in der 3. Ausg. der Reuberschen Sammlung); in Boucquets Recueil, Par. 1744, Fol.; im 1. Bd. von Pertz Monumenta Germanicae Historiae scriptorum. Poëtae Saxonis annales de gestis Caroli Magni Imperatoris. 722–814, den Hauptinhalt bildet der Sachsenkrieg; herausgegeb. von Reinerus Reinecci, du Chesne, Leibnitz, Pertz. A. Aniani, 670–812, genannt vom Kloster Anian in Languedoc, wo ein Codex geschrieben worden ist; herausgegeben von Martene, Boucquet u. zum Theil von Pertz. A. Moissacenses, gehen vom Ursprung der Franken bis 818, vom Kloster Moissas so genannt; herausgeg. von du Chesne (unter dem Titel: Excerpta chronici veteris ab initio regni Francorum usque ad annum Chr. 819), Boucquet u. Pertz. A. Mettenses, 687–903, herausgeg. von du Chesne, Boucquet u. Pertz. A. Bertiniani, 741_–882, genannt von St. Bertinus, in dessen Kloster Sitdin sich ein Codex fand, herausgeg. von du Chesne, Muratori, Boucquet, Pertz. A. Vedastini, 874 (877)_– 900, im Kloster des St. Vedastus in Arras od. in Sitdin geschrieben, wichtig für die Geschichte des Normannenreichs in Frankreich u. den Niederlanden; herausgegeben von Boucquet u. Pertz. A. Lobienses, 900–982, von einem Mönch des Klosters Lobbes geschrieben; herausgeg. von Pertz zuletzt als Annalium Lobentium continuatio Chronicon de gestis Normannorum in Francia, 833–895, herausgegeben von du Chesne, Boucquet u. Pertz. Reginonis chronicon, 1_–967, s.u. Regino. A. Xantenses, 640–873, deren 2 Theile wahrscheinlich ein Mönch aus dem Kloster des St. Victor zu Xaten geschrieben hat; herausgeg. von Pertz. A. Francorum Fuldenses, 680–901, nächst Eginhards Annalen die berühmtesten, sind von mehreren Verfassern geschrieben u. werden darnach geschieden in: a) Annalium Fuldensi um Pars I., 680–838, auctore Enhardo, aus Eginhard entlehnt; b) Pars II., 838–863, auctore Ruodolfo, Rudolf von Fulda, starb 865; c) Pars III., 863–882, von ungewissem Verfasser, der ausführlichste u. beste Theil; d) Pars IV., 882–887, ebenfalls von einem Unbekannten; e) A. F. Pars V., 882–901, deren Verfasser ein Baier gewesen sein soll; die bemerkenswerthesten Ausgaben sind: von Pithöus, Par. 1588; in Frehers Rer. Germ. script., im 2. Bde. von du Chesne, Hist. Franc.; von Leibnitz, Hannov. 1707; von Siruve, Strasb. 1717; von Muratori, Mail. 1723, 1724; in Christs Noctium aca dem. spec. III., IV., Halle 1728; von Boucquet u. von Pertz. Petri Bibliothecarii historia Francorum abbreviata, 715–898, der Verfasser ist wahrscheinlich Petrus Diakonus, Bibliothekar von Montecassino, der im 12. Jahrh. lebte; herausgeg. von du Chesne, Pertz u. Boucquet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 463-464.
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