[477] Frankenstein, 1) Kreis des preußischen Regierungsbezirkes Breslau; ist im Ganzen hügelig, im Süden steht das Eulengebirg u. ein Theil des Reichensteiner Gebirgs mit dem Wartha- u. Spitzberge; Hauptfluß die Neiße; 8,65 QM., 48,700 Ew.; 2) Kreisstadt daselbst, am Pausebach; Woll-, Lein u. Strumpfweberei, Salzfactorei, Fabrikation von Strohhüten, Salpeter- u. Scheidewasserhütte, Flachs-, Garn- u. Getreidemärkte; 6300 Ew. 1341 wurde hier Herzog Bolco von den Böhmen belagert; im 15. Jahrh. wurde F. von den Hussiten verwüstet u. 1468 bei der Einnahme durch Georg Podiebrad das alte Schloß zerstört; 1520 ließ Herzog Karl die Stadt wieder herstellen u. seit 1524 das Schloß bauen, wo die Herzöge dann residirten. 1622 brannte die Stadt ab, 1646 wurde das Schloß zerstört; 24. April 1858 wieder große Feuersbrunst. 3) Burgruine im Kreise Darmstadt der großherzoglich hessischen Provinz Starkenburg; merkwürdig ist das sogenannte Frankensteiner Eselslehen; die Familie von F. hatte nämlich von Bessungen jährlich 12 Malter Korn nebst 2 Fl. 12 Alb. zu beziehen, wogegen sie einen Esel halten mußte, auf welchem die Weiber durch Darmstadt geführt wurden, welche ihre Männer geschlagen hatten. Der Bote, welcher auf Erfordern den Esel brachte, führte diesen selbst, wenn die Frau durch hinterlistige Bosheit ihren Mann geschlagen hatte; hingegen war der geschlagene Mann der Führer des Esels, wenn er in offener Fehde seine Schläge bekommen hatte. Noch 1588 wurde von diesem Esel Gebrauch gemacht. Vgl. Scriber, Geschichte der ehemaligen Burg u. Herrschaft F., Darmst. 1853.[477]