Galvanogrăphie

[900] Galvanogrăphie, eine aus der Galvanoplastik hervorgegangene Erfindung Kobells in München, welche zum Zweck hat, Zeichnungen durch Hülfe der Galvanoplastik zu vervielfältigen. Zu diesem Ende entwirft man die betreffende Zeichnung mittelst einer aus Spicköl u. Mennige gebildeten, od. einer anderen die Elektricität leitenden Farbe auf einer gut polirten reinen od. silberplattirten Kupferplatte, so daß das blanke Silber die höchsten Lichter, das mehr od. weniger gedeckte die Schatten gibt, u. fällt sodann auf die das Gemälde enthaltende Fläche das Kupfer auf galvanischem Wege. Die Verdickung der Kupferplatte kann man dadurch beschleunigen, daß man, nachdem sich der erste Überzug als ununterbrochenes Ganzes gebildet hat, auf diesem, während der fortdauernden galvanoptastischen Operation, allmälig zugleich Kupferfeilspäne aufstreut. Die so erzeugte Kupferplatte dient unmittelbar zum Abdruck in der Kupferdruckpresse u. gibt dieselbe Tuschzeichnung, wie sie der Künstler auf der Platte hervorbrachte, in beliebiger Anzahl von Abdrücken auf der Platte wieder. Die gelungene galvanoplastische Platte kann übrigens noch von einem Kupferstecher in einzelnen Partien nachgearbeitet werden, ohne daß jedoch dadurch die originelle Darstellung des Malers verdeckt wird. Die Elektrotinte, eine Erfindung von Theyer in Wien, hat den Zweck, den Maler eine geeignetere Unterlage zur Ausführung der Zeichnung darzubieten. Die Zeichnung wird auf glattem Zeichenpapier, welches mit einer dünnen Schicht von Leim überzogen ist, mit lithographischer Tusche ausgeführt, die fertige Zeichnung auf der Rückseite mit einem Schwamme befeuchtet u. mit Fließpapier bedeckt, während die Vorderseite auf seinem Seidenpapier anfliegt. Wenn man sie alsdann mit der Oberfläche auf eine versilberte Kupferplatte legt u. im langsamen Zuge durch die Presse gehen läßt, so geht die Zeichnung von dem Papier auf die Platte über. Nachdem das Papier vorsichtig abgezogen worden ist, bringt man die Platte in den galvanoplastischen Apparat. Die auf die letztere Weise erzeugte Platte gibt Abdrücke, welche den Charakter der Tuschzeichnung vollständig an sich tragen u. sich von der G. nur dadurch unterscheiden, daß die Manier im Auftragen bei beiden abweicht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 900.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: