Gentz

[165] Gentz, Friedrich von G., geb. 1764 in Breslau; wurde Geh. Secretär in Berlin, 1793 Kriegsrath u. später Geheimerath beim Generaldirectorium, nahm aber aus politischen Gründen seinen Abschied u. kam 1802 als Hofrath in die Hof- u. Staatskanzlei in Wien, war in dieser Stellung eifriger Gegner Napoleons, ging nach dem Feldzuge von 1805 nach Dresden, hielt sich 1806 in dem Hauptquartiere des Königs von Preußen auf, wo er das Manifest Preußens gegen Frankreich verfaßte, u. kehrte dann nach Wien zurück, wo er im Ministerium des Auswärtigen arbeitete u. ebenfalls die Manifeste 1809 u. 1813 gegen Frankreich schrieb. Später privatisirte er in Prag, dann wieder in Wien. Bei den Congressen 1814 bis 1821, so wie bei den Conferenzen in Paris führte er das Protokoll; der Kaiser von Rußland adelte ihn. Es ist mehrfach gesagt worden, daß G. katholisch geworden sei; wenn es wahr ist, so ist es wenigstens nicht vor 1804 geschehen; er st. 9. Juli 1832 in Wien u. schr.: Historisches Journal, Berl. 1799 u. 1800 2 Jahrg. (sein Essai actuel de l'administration des finances de la Grande-Bretagne daraus, französisch Hamb. 1801, machte in England Aufsehen); Schreiben an Friedrich Wilhelm III. bei seiner Thronbesteigung, Berl. 1797, Brüss. 1820; Über den politischen Zustand Europas vor u. nach der Französischen Revolution, Berl. 1801 f., 2 Hefte; Betrachtungen über den Ursprung u. Charakter des Kriegs gegen die Französische Revolution, 1801; Fragmente aus der Geschichte des politischen Gleichgewichts von Europa, Lpz. 1804, 2. Aufl. 1806; er übersetzte: Burke, Betrachtungen über die Französische Revolution, Berl. 1793, 2 Bde., 2. Aufl. 1794, 3. Aufl. Braunschw. 1838, u. mehrere aus dem Französischen auserwählte Schriften, durch Weick, Stuttgart 1836–38, 5 Bde., neue Aufl. 1841; Kleinere Schriften, herausgeg. von Schlesier, Manh. 1838–39, 5 Bde.; Mémoires et lettres inédits, Stuttg. 1841; F. von G. geschildert in Varnhagens von Ense Gallerie von Bildnissen aus Rahels Umgang u. Briefwechsel, Lpz. 1832. Briefwechsel zwischen G. u. Ad. Heinr. Müller, Stuttg. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 165.
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