Germanĭcus [1]

[237] Germanĭcus, Beiname römischer Kaiser od. Prinzen, wegen Besiegung der Deutschen; so z.B. des 1) Domitianus, bes. 2) Nero Claudius Drusus, s. Drusus 4) u. 3) G. Cäsar, Enkel des Augustus, Sohn des Nero Claudius Drusus, Neffe des Tiberius, geb. 15 v. Chr. Nach Besiegung Batos in Dalmatien, 10 n. Chr., wurde er vor dem gesetzmäßigen Alter Quästor u. Consul u. mit seinem Oheim Tiberius, der ihn schon früher adoptirt hatte, 11 n. Chr., nach Deutschland geschickt. Im Winter dieses Jahres ging er nach Rom zurück u. führte im Jahre 12 das Consulat; 14 u. 15 commandirte er wieder in Deutschland (s.d. Gesch.) u. wurde nach dem Tode des Augustus von seinen Legionen aufgefordert, gegen Tiberius die Kaiserwürde anzunehmen. Es gelang ihm, wenn auch nicht ohne Strenge, die Empörung zu stillen u. das Heer zur Treue gegen Tiberius zu verpflichten; dann drang er über den Rhein bis an die Ems siegreich, bes. über die Marser, in Deutschland vor; bei einem zweiten Zuge besiegte er die Chatten u. Cherusker; auf seinem dritten Zuge gegen die Brukterer u. Cherusker bestattete er die Gebeine der mit Varus im Teutoburger Walde gefallenen Römer, lieferte dem Arminius eine blutige Schlacht u. zog sich dann an den Rhein zurück. Im J. 16 drang er von der Seeseite auf der Weser ein u. schlug den Arminius bei Idistavisus. Tiberius, schon lange eifersüchtig auf den Ruhm des G., rief ihn nun zurück u. gewährte ihm zwar einen Triumph, ernannte ihn zu seinem Mitconsul auf das nächste Jahr u. machte ihn zum Oberbefehlshaber des ganzen Orients, aber kaum im Orient angelangt, erkrankte er u. starb 19 n. Chr., 34 Jahre alt, in Epidaphne bei Antiochien. Er wurde allgemein betrauert, weil er wegen seiner hohen Bildung u. seines edeln Herzens allgemein beliebt war. Er war vermählt mit Agrippina, von welcher er drei Söhne, darunter Caligula u. drei[237] Töchter hatte. Er übersetzte metrisch die Phänomena des Aratos (der noch übrige Theil herausgeg. in Buhles Ausgabe des Aratos); trug aus mehreren griechischen Dichtern in Übersetzung Diosemeia (Prognostica) zusammen u. schrieb einige Epigramme (unter den Virgilianischen Katalekten befindlich); sämmtliche Fragmente der Schriften des G. gab Schwarz, Koburg 1715, u. Orelli mit Phädrus, Zür. 1831, heraus; vgl. Cellarius, De Germanico Caesare; Beauvois, Histoire de César G., Leyd. 1741; F. Hoffmann, die Feldzüge des G. in Deutschland, Gött. 1816; G., von J. Hillebrandt, Frankf. 1817, 2 Bde. 4) Cl. Tib. G. Britannicus, Sohn des Kaisers Claudius u. der Messalina, geb. 41 n. Chr., zuerst G. genannt, erhielt er von dem Staat den Namen Britannicus; er war eigentlich der Thronerbe, aber seine Stiefmutter Agrippina, deren Sohn Nero der Kaiser auf ihr Drängen im J. 50 adoptirte, bewirkte, daß seine Erziehung ganz vernachlässigt wurde, indem sie ihn allem Umgange mit seinem Vater entzog, gegen den sie Wahnwitz u. Epilepsie des Sohnes vorgab. Als Claudius aber den Wunsch zeigte, G. zum Thronfolger zu haben, ließ Messalina ihren Gemahl vergiften. G. wurde von Nero geschont, als aber Messalina Nero drohte, ihn durch G. zu stürzen, ließ Nero dem G. Gift reichen; er st. 55 n. Chr., 14 Jahr alt. Mit ihm erlosch die Claudische Familie; Titus, sein Gespiel, ließ ihm zwei Bildsäulen errichten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 237-238.
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