Giotto di Bondone

[360] Giotto di Bondone (spr. Dschotto, eigentl. Ambrogiotto), Bildhaner, Maler u. Architekt, geb. 1276 zu Vespignano im Florentinischen. Eines Bauern Sohn, hütete er seines Vaters Schafe u. zeichnete einmal ein solches mit einem zugespitzten Stein auf ein Stück Schiefer, als gerade Cimabue[360] vorüber kam u. vom Talent des Knaben überrascht, ihn zu sich in die Lehre nahm. Er übertraf bald seinen Meister, so daß Bonifacius VIII. ihn nach Rom berief, von wo ihn Clemens V. mit sich nach Avignon nahm. König Robert ließ ihn nach Neapel kommen. Nach Florenz zurückgekehrt, baute er den schönen Glockenthurm, vor dessen Vollendung er jedoch 1336 starb. Sein Hauptverdienst ist, daß er einer blos traditionellen Kunst eine neue lebendig entpfundene entgegensetzte u. bei allem Festhalten an künstlerischen Gesetzen, vornehmlich des Styls, doch Natur u. Leben mit Sorgfalt u. Treue beobachtete u. befolgte. Er malte in Tempera u. al Fresco u. hatte in der Regel einen seinen flüssigen Farbenauftrag. Als Architekt folgte er dem germano-italienischen Geschmack u. bediente sich, wo es ging, des Spitzbogens. Werke: Die Geschichte der Maria, Christus u. das jüngste Gericht in Padua, die Krönung der Maria, Christus u. das jüngste Gericht in Padua, die Krönung der Maria in S. Croce in Florenz, die Legende des St. Franz von Assisi, die sieben Sacramente in Neapel. Er hatte eine zahlreiche Schule (Giottisten), u. seine Formen in Gewändern, Gesichtszügen, Gebäuden etc. blieben fast 100 Jahre lang, trotz dem Widerspruch der Natur, herrschend in Italien u. selbst in Frankreich.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 360-361.
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