[445] Hoffnung, die eigene wohlthuende Stimmung der Seele, in welcher dieselbe an die Erlangung eines ersehnten Gutes glaubt; sie wurzelt also eben sowohl im Verstande, der die Möglichkeit od. die Wahrscheinlichkeit entgegenstehende Schwierigkeiten zu besiegen dabei erwägt, als im Gemüthe. Je weniger aber an einer gefaßten H. der Verstand Antheil hat, desto eitler ist sie, u. wird dann selbst zu chimärischer, an Wahnsinn grenzender, wenn der Verstand die Unmöglichkeit, od. an diese grenzende Schwierigkeit der Erfüllung der gefaßten H. einsieht. Die Bibel bezeichnet im dogmatischen Sinne mit dem Worte H. die Erwartung der göttlichen Gnade u. die Seligkeit der Gläubigen in jener Welt. Diese H. hat ihren Grund in einem festen Glauben u. soll zur Heiligung ermuntern. Als Gottheit wurde die H. in Griechenland (Elpis) öffentlich weniger, in Rom (Spes) sehr früh verehrt u. dargestellt als schlankes, leicht auf den Zehen schreitendes Mädchen, mit der Rechten eiue Granatapfelblüthe vorhaltend, mit der Linken das Gewand leicht hebend. Mit dem Bilde des Bonus eventus auf der Rechten ist sie die erfüllte Hoffnung. Als in dem ehernen Zeitalter alle Götter die Erde verlassen hatten, blieb sie allein den Menschen auf der Erde zurück. In neuerer Zeit als allegorische Person, meist mit dem Glauben u. der Liebe verbunden, als weibliche Figur, auf einem Anker ruhend, dargestellt.
Brockhaus-1809: Das Vorgebirge der guten Hoffnung
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