[549] Hortensĭa, 1) Tochter des Redners Hortensius sie war sehr beredt u. brachte 42 v. Chr. die Triumvirn Octavius, Antonius u. Lepidus dahin, daß sie die den römischen Matronen auferlegten hohen Abgaben herabsetzten. 2) H. Eugenie, Tochter des Generals Beauharnois u. der nachmaligen Kaiserin [549] Josephine, geb. den 10. April 1783 in Paris, wuchs nach der Hinrichtung ihres Vaters unter sehr ärmlichen Verhältnissen heran, bis ihre Mutter sich mit Napoleon vermählte, worauf sie von Madame Campan in Ecouen erzogen wurde. In das mütterliche Haus zurückgekehrt, wurde die durch geistige u. körperliche Vorzüge ausgezeichnete Stieftochter sehr bald der Liebling Napoleons, u. ihren u. ihres Bruders Eugen Bitten verdankte Josephine bei Napoleons Rückkehr aus Ägypten, daß sie nicht wegen einiger leichtsinniger Streiche verstoßen wurde. Sie war ursprünglich dem General Desaix bestimmt, schlug diesen aber aus u. heirathete 1802 auf den Wunsch ihres Stiefvaters Napoleon dessen Bruder Louis. Aus dieser Ehe entsprossen drei Söhne: Napoleon Louis Charles (geb. 1803, gest. 1807, s. Bonaparte 29), Louis Napoleon (geb. 1804, gest. 1831, s. Bonaparte 30) u. Charles Louis Napoleon (als Napoleon III. nachmals Kaiser der Franzosen, s. Napoleon 3). Als Königin von Holland lebte H. meist im Haag, bis 1810 ihr Gemahl die Krone niederlegte u. sie nach Paris zurückkehrte, wo sie selbst, trotz der Scheidung ihrer Mutter, in ziemlich gutem Vernehmen mit Napoleon blieb. Hier wurde sie auch im Octbr. 1811 Mutter des nachmaligen Grafen Morny (s.d.), des Sprößlings eines Verhältnisses mit ihrem damaligen Großstallmeister Grafen Flahault. Nach dem Sturze Napoleons 1814 war sie die einzige unter den Napoleoniden, welche in Paris zurückblieb, u. soll die Rückkehr Napoleons im März 1815 nach der allgemeinen Meinung sehr befördert haben. Dies ist aber allem Anschein nach irrig; wenigstens war der Kaiser sehr kalt gegen H. Nach den Hundert Tagen hielt sie sich anfangs zu Augsburg, dann in Italien auf u. kaufte sich endlich in Arenenberg (sd.) im Canton Thurgau an, brachte dagegen die Winter oft in Italien zu. Auch war sie 1831 daselbst, als die Unruhen ausbrachen, u. ihre Söhne sich an der Insurrection betheiligten. Als der ältere (Napoleon Ludwig), in Folge einer Verwundung gestorben war, floh sie mit dem jüngeren über Nizza u. Paris, wo sie mit Ludwig Philipp eine Unterredung hatte, nach England u. kehrte Ende des Jahres 1831 über Frankreich nach Arenenberg zurück. Hier lebte sie fortwährend kränkelnd u. st. am 3. Oct. 1837; ihre Leiche wurde in der Kirche zu Ruel bei Malmaison neben dem Sarge ihrer Mutter beigesetzt. Sie führte, seit sie aufgehört hatte, Königin von Holland zu sein, den Titel Herzogin von St. Leu. H. war auch Dichterin, u. mehre ihrer Lieder sind in dem Munde des französischen Volkes. Sie schr. auch: La Reine Hortense en Italie, en France et en Angleterre pendant l'année 1831, Paris 1833.