Iranische Sprachen

[54] Iranische Sprachen, eine der acht od. neun Gruppen des großen indogermanischen Sprachstammes, welche zunächst mit der indischen Gruppe verwandt ist. Von den altiranischen Sprachen sind nur das Zend od. Altbaktrische u. das eigentliche Altpersische, wie es sich auf den achämenidischen Keilinschriften der dritten Klasse findet, näher bekannt. Eine dritte altiranische Sprache ist das Husvaresch od. sogenannte Pehlewi (s.d.). Letzteres ist jedoch nur seinem grammatischen Organismus nach eine J. S., während sein Wörterschatz zum größten Theil semitisch ist. Aus dem eigentlichen Altpersischen ging das Neupersische hervor, welches sich zur Schriftsprache (Deri, d.i. Hofsprache) entwickelte, gegenüber den noch wenig bekannten Volksdialekten, wie dem Talysch, Ghilek, Masenderani, Tat etc. (s. Persische Sprache). Das Parsi, welches früher auch Pazend genannt wurde, ist die persische Mundart, deren sich die Parsen in ihren Schriften aus neuerer Zeit bedienen. Eigene Abtheilungen der J-n S-n bilden einerseits das Afghanische od. Pushtu (s.d.), andererseits die Dialekte der Kurden (s.d.). Die Osseten (s.d.) im Kaukasus sprechen ebenfalls eine J. S. Das Armenische wird jetzt ebenfalls der iranischen Gruppe zugezählt, wenn es auch etwas ferner steht u. manche eigenthümliche Elemente enthält. Die philologische Erforschung der älteren J-n S-n datirt erst seit etwa Ende des dritten Decenniums dieses Jahrhunderts. In Deutschland machten sich um dieselbe namentlich Olshausen, Lassen, Bopp, Brockhaus, Oppert, Haug, Spiegel, in Frankreich bes. Burnouf verdient.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 54.
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