Kohlhaas

[649] Kohlhaas, 1) Michael, geb. in der Altmark, Roßkamm, wurde, als er mit einer Koppel Pferden zur Messe nach Leipzig zog, an der Grenze von einem Junker von Tronka zweier seiner besten Pferde beraubt u. konnte weder beim sächsischen Obergericht, noch beim Kurfürsten von Brandenburg Recht finden, da mächtige Verwandte des Junkers Alles unterdrückten. Darüber empört, verkaufte K. den Meierhof Kohlhaasenbrück u. seine andern Besitzungen u. verfaßte einen Absagebrief an den Junker von Tronka, warb Leute u. verbrannte dessen Schloß, zog dann mit etwa 30 Leuten vor Wittenberg, wohin sich der Junker geflüchtet hatte, steckte die Vorstadt in Brand u. forderte, man solle ihm den Junker ausliefern. Friedrich von Meißen schlug er bei Mühlberg, ebenso besiegte er die Sachsen bei Damerow, steckte dann Leipzig an drei Ecken in Brand u. nahm seine Residenz auf dem Schlosse in Lützen. Da schrieb Luther einen Brief an K., der sein Rechtsgefühl so traf, daß er seine Leute entließ u. sich verkleidet nach Wittenberg zu Luther begab. Von da ging er unter kurfürstlichem Geleite nach Dresden, als man ihm dieses aber nicht hielt u. ihn sogar zum Tode verurtheilte, reclamirte ihn sein Landesherr, der Kurfürst von Brandenburg, der ihm gegen den Junker von Tronka Recht verschaffte, ihn aber dann auf kaiserliche Requisition wegen Landfriedensbruchs enthaupten ließ. Seine Söhne wurden rittermäßig erzogen u. die Familie existirt noch im Mecklenburgischen. H. von Kleist hat diesen Stoff zu einer Novelle benutzt, auch wurde derselbe mehrfach dramatisch bearbeitet. 2) Johann Jac. geb. 1747 in Markgröningen, Arzt u. Stadtphysicus in Regensburg, wurde 1790 Präsident der dasigen Botanischen Gesellschaft u. st. 1811; er schr.: Anleitung zur Bildung echter Wundärzte, 6 Bde., Regensb. 1784–94, in 2 Bdn., Nürnb. 1798; Einleitung in die Kräuterkunde, ebd. 1804 u.a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 649.
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