Lausanne

[169] Lausanne (spr. Losann), 1) Bezirk im Schweizercanton Waadt, eingeschlossen vom Genfersee u. den Bezirken Echallens, la Vaux u. Morges, gebirgig durch den Jorat, durchflossen von der Chamberonne, Peraudette, Paudaise u. dem Flon, senkt sich stufenweise zum See hinab; trefflicher Wein, viele Landhäuser; 22,640 Ew.; 2) Hauptstadt des Cantons Waadt, 1/2 Stunde vom Nordufer des Genfersees, wegen der Lage auf drei Hügeln des Jorat schlecht gebaut, in der Neuzeit aber vielfach verschönert; die beiden Hügel St. Lorenz u. St. Franz sind durch eine Brücke mit zwei Reihen übereinander stehender Bogen, sowie durch einen Tunnel am entgegengesetzten Ende verbunden; schöne gothische Kathedrale, mit den Grabmalen des Papstes Felix V., der Lady Canning u. vieler berühmter Personen; das Collège (1587 gegründet), mit der Akademie, dem Gymnasium, der Cantonsbibliothek (von 50,000 Bänden), dem Naturaliencabinet u. dem Schullehrerseminar, Sitz der Cantonalbehörden, Appellationsgerichtshaus, bischöfliches Schloß, Kaserne, Krankenhaus, Armenschule, Blindenanstalt, Straf- u. Besserungsanstalt, Bazar Vaudois (eine immerwährende Industrie- u. Kunstausstellung), Museum der Schönen Künste (Musée Arlaud), Kornhalle, Kaufhaus, Casino, Theater, Reitschule, Naturforschende, Historische, Ärztliche, Industrie-, Evangelische, Land- u. Staatswirthschaftliche Gesellschaft, Gesellschaft für Bibelverbreitung, Bibelgesellschaft von Frauen; Münze, Brauerei, Baumwollen- u. Wollenspinnereien, Fabriken für Tabak, Leder, Papier, Gold- u. Silberwaaren; Sparkasse, berühmte Erziehungsanstalten, Militärschule; Freimaurerlogen: L'espérance et cordialité; Aigle, la réunion des coeurs sincères; La Chrétienne des Alpes, Schottenloge; L'amitié et persévérance; 17,100 Ew.; Hafen im Dorfe Ouchy, Eisenbahnverbindung mit Genf, Yverdon, Bern, Vevay etc.; in der Nähe viel Wein (Ryswein). L. ist wegen seiner Lage (1583 Fuß über Meer) u. gefunden Luft Aufenthalt vieler Frémden; in den am höchsten gelegenen Stadttheil Cité kann man nur auf zum Theil in den Felsen gehauenen Treppen gelangen; die Umgebung der Stadt ist reich an herrlichen Aussichten auf den Genfersee u. dessen Umgebungen; der Lausannersee ist der östliche Theil des Genfersees. 3) Das katholische Bisthum L. in der Schweiz, hat seinen Namen von dem Vorigen, wohin es von Avenche (Aventicum) im 5. Jahrh. verlegt wurde; seine Gerichtsbarkeit erstreckte sich vor der Reformation über den größten Theil der Cantone Bern, Freiburg, Waadt, Neuenburg, Solothurn, Erguel, Biel etc., jetzt nur noch über den Canton Freiburg, mit seinen zwölf Dekanaten, u. über den katholischen Theil der Bewohner in den Cantonen Waadt, Neuenburg u. Genf; zu dem Bisthumsprengel gehören 126 Pfarreien mit etwa 129,000 Seelen. – Die Stadt L. soll an der Stelle des alten Arpentas gebaut worden sein; es kam von den Römern im 6. Jahrh. an die Burgunder, im 7. an Frankreich, im 9. Jahrh. wieder an Burgund u. 1033 an Deutschland. Das Bisthum zu L. war früher zu Aventicum (Wiflisburg) u. wurde etwa im 6. Jahrh. nach L. verlegt. Die Bischöfe thaten oft Eingriffe in die Gerechtsame der Stadt, weshalb auch oft Streitigkeiten zwischen Bischof u. Stadt waren, wie 1482, 1515, 1519, 1525; 1536 kam L. an Bern u. die Berner vertrieben sofort den Bischof Sebastian von Montfaucon; hier 13. Febr. 1845 ein Aufstand gegen die Jesuiten; 4) Städtischer Bezirk mit Postamt (Post-township) am Lehigh River in der Grafschaft Carbon des Staates Pennsylvanien (Nordamerika); reiche Steinkohlenlager; 1800 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 169.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: