Maistre

[751] Maistre (spr. Mähster), 1) Graf Josephe de M., geb. 1. April 1753 in Chambéry, wurde 1787 Mitglied des Senats von Savoyen, dessen Präsident sein Vater war; als 1792 die Truppen der Franzöfischen Republik Savoyen besetzten, wanderte er nach Piemont aus, u. nach der Vertreibung des Königs Victor Amadeus 1798 vom Continent, begleitete er denselben nach Sardinien, wo er Präsident der Großkanzlei wurde; 1803 ging er als sardinischer Gesandter nach St. Petersburg u. förderte von dort aus, nach dem Sturz Napoleons u. der Wiedereinsetzung seines Königs in die festländischen Bestzungen, die Reaction der clericalen Partei in Turin u. wirkte gegen das Zustandekommen der Heiligen Allianz. Als 1817 die Jesuiten aus Rußland vertrieben wurden, verließ M., als Verbündeter derselben, seinen Posten in Petersburg, wurde Staatsminister u. Vorsteher der Großkanzlei u. st. 25. Febr. 1821 in Turin. Als politischer u. kirchlicher Romantiker fand er das einzige Heilmittel gegen die Übel Europas, welche ihm als eine gerechte Strafe Gottes u. eine verdiente Sühnung der verkehrten Lehren der Zeit erschienen, in der rücksichtslosen Zurückführung der Völker unter die alte Zucht u. die alten Institutionen, wie sie durch das päpstliche Christenthum, die einzige wahre Civilisation, eingeführt u. geordnet worden wären. Er schr.: Eloge du roi Victor Amédée, 1775; Considérations sur la France, Par. 1796 (welche, trotz der polizeilichen Maßregeln dagegen, in Frankreich dreimal in einem Jahre gedruckt wurde); Essai sur le principe régenerateur des constitutions politiques, Petersb. 1810, n. A. 1814 (deutsch von Haza); Sur les délais de la justice divine (Übersetzung der plutarchischen Schrift De sera numinis vindicta), 1816; Du pape, Lyon 1819, 2 Bde., 2. A. 1821; De l'eglise gallicane dans sa rapport avec le souverainpontife, Par. 1821; Soirées de St. Petersbourg, ou Entretiens sur le gouvernement temporel de la providence, ebd. 1821, 2 Bde.; Lettre d'un gentilhomme russe sur l'inquisition espagnole, ebd. 1822; Lettres et opuscules inédits, herausgeg. von seinem Sohn, Graf Rudolf de M., ebd. 1851, 2 Bde. 2) Xavier de M., Bruder des Vor., geb. 1764 in Chambéry, diente Anfangs im sardinischen Heere, ging 1799 mit Suwarow nach Rußland u. blieb bei demselben bis zu dessen Tode, trat dann in russische Dienste als Generalmajor u. lebte bis 1817 in Petersburg, worauf er nach Frankreich zurückkehrte; er st. den 12. Juni 1852 in Petersburg u. schr.: Voyage autour de ma chambre, Petersb. 1794 u. ö., neueste Ausg. Par. 1845 (deutsch Basel 1798); Le lépreux de la cité d'Aosta 1811 u. 1817; Prascovie ou La jeune Sibérienne; Expédition nocturne autour du ma chambre, Prisonniers du Caucase etc.; Werke, Par. 1825 u. ö., neueste Ausg. 1844. 3) Louis Isaak, so v.w. Maitre.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 751.
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