Piëmont

[122] Piëmont, Fürstenthum u. größter Theil des Königreichs Sardinien (wie es vor 1859 bestand), grenzt an die Schweizercantone Wallis u. Tessin, die Lombardei, Genua u. Frankreich u. umfaßt mit dem sardinischen Antheile des ehemaligen Herzogthums Montferat 550 QM., mit 2,970,000 Ew. (darunter gegen 20,000 Waldenser). Das Land wird im Westen u. Norden von den Alpen, im Süden von den Apenninen umschlossen, wodurch ein weites, gegen Osten offenes, von dem schiffbaren Po mit seinen Nebenflüssen (links: Clusone, Sangone, Dora Ripaira, Stura, Orco, Dora Baltea, Sesia, Agogna, Ticino; rechts: Varaita, Maira, Meletta, Banna, Stura, Tanaro, Scrivia, Curone, Staffora u.a.) durchströmtes Thal gebildet wird. Seen: der Lago maggiore u. der Ortasee. Das Klima richtet sich nach der Höhe der Lage u. geht von der italienischen Milde bis in die Regionen des ewigen Schnees u. Eises. Der bes. in der weiten Poebene außerordentlich fruchtbare Boden bringt Getreide, Mais, Reis, Hülsenfrüchte, Hirsen, Flachs, Wein, Oliven, Nüsse, Kastanien u.a. Früchte, Gartenfrüchte, Seide, Trüffeln; außerdem Rindvieh, Fische; Eisen, Blei, Kobalt, Kupfer, Silber, Gold, Marmor, Steinsalz etc.; die Industrie erstreckt sich bes. auf Seidenmanufactur, weniger auf Leinweberei, Gerberei, Bearbeitung von Metallen, Verfertigung von Holzwaaren. Der Handel vertreibt die Fabricate u. Landeserzeugnisse, so wie Vieh. Münzen, Maße u. Gewichte, s. u. Sardinien (Geogr.). Für[122] wissenschaftliche Ausbildung besteht eine Universität in Turin, Gelehrte Gesellschaften etc.; der Cassationshof, sowie ein Appellationsgericht befinden sich ebenfalls in Turin. Der geistliche Staat besteht aus einem Erzbischof u. 18 Bischöfen. Eintheilung: seit 1819 in administrativer Hinsicht in die sechs Divisionen: Turin, Alessandria, Coni, Novara, Ivrea u. Vercelli; zur Zeit der französischen Herrschaft in sechs Departements (Po, Doria, Sesia, Marengo, Tanaro, Stura); Hauptstadt Turin. Die Geschichte des Landes s. u. Savoyen u. Sardinien (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 122-123.
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