Melken

[111] Melken, die Milch aus den Eutern des Melkviehes drücken. Die Person, welche Kühe melkt, setzt sich auf eine niedrige, hölzerne Bank (Melkschemel), unter die Kuh u. drückt die Milch in ein kleines hölzernes Gefäß (Melkgelte, Melkeimer, Melkfaß, Melkkübel). Das M. wird bei jeder Kuh nur immer von einer Hand so verrichtet, daß die melkende Person mit der rechten Hand zuerst die linke u. mit der linken Hand die rechte Vorderzitze ergreift u. abwechselnd aus beiden Zitzen die Milch herausdrückt, indem sie jedesmal die Zitze oben mit dem Daumen u. Zeigefinger verschließt, damit keine Milch ins Euter zurücktreten kann, dann zieht sie die folgenden Finger nach einander so kraftvoll an, daß die in die Zitze gedrungene Milch in einem starken Strahl in den Melkeimer fließt, dann öffnet sie die Hand wieder ein wenig, damit wieder Milch aus dem Euter in die Zitze fließen u. sie diese von Neuem ausdrücken kann. Vor dem M. soll das Euter erst gewalkt werden; dadurch wird die fette Milch im Euter mit der wässerigen gemischt u. das Melken geht weit leichter u. schneller von Statten, auch muß man die Kühe gehörig aus melken, damit die Milch nicht nach u. nach versiegt. In neuerer Zeit bedient man sich zum M. auch besonderer Apparate; der amerikanische Melkapparat besteht aus einem Sack von Guttapercha od. Kautschuk, der die Zitze der Kuh einschließt. An das untere Ende dieses Sacks wird eine kleine silberne Röhre befestigt, durch deren Mündung ein Kolben von Silber od. Guttapercha geschoben wird. Röhre u. Kolben werden in den Milchkanal der Zitze geführt u. der Sack an das Euter in die Höhe gezogen. In dieser Lage drückt man ein an der Mündung des Sacks befestigtes elastisches Band wie die Hand einer Melkenden die Euter zusammen, beim Zurückziehen des Kolbens wird die Mündung der Zitze durch die Seiten der Röhre ausgedehnt, worauf der Milchausfluß sofort erfolgt. Die Melkröhrchen, von reinem Zinn, Elfenbein, Bein, Horn od. Buchsbaum gefertigte, birnförmige, runde Röhrchen, die in die Striche der Kühe gesteckt werden, wo dann die Milch von selbst durchfließt, sind bes. anwendbar bei Verletzungen u. Krankheiten des Euters. Bei der Stallfütterung geschieht das M. im Stalle, beim Weidegange, wo das Vieh nicht in den Stall kommt, auf der Weide. Ein zum M. eingerichteter abgelegener Viehhof mit Milchkammern heißt Melkerei Die Kühe melkt man am besten täglich 3 Mal, ebenso die Ziegen. Die Schafe melkt man nur von Pfingsten bis Michaelis.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 111.
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