Menuet

[140] Menuet, 1) ursprünglich französischer, aus Poitou stammender, graziöser Nationaltanz, welcher in langsamem u. gravitätischem Tempo sich bewegt. Der Tanz geschieht, indem die Paare in einer geraden Linie neben einander antreten, ein Compliment gerade aus, dann aber gegen einander machen, worauf der Herr die Dame so führt, daß die Letztere in die eine, die Herren ihnen gegenüber in die zweite Linie zu stehen kommen. Auf dieser Linie bewegen sich nun die Damen u. Herren zierlich u. gravitätisch in Menuetpas rechts u. links, wechseln, indem sie vor einander vorbeischreiten, die Plätze, bewegen sich wieder auf der gedachten Linie, geben sich die rechte Hand, wiederholen hierauf das frühere Verfahren, geben sich die linke Hand, zuletzt beide Hände u. tanzen an den ersten Platz zurück, wo ein Compliment, wie beim Anfang, den Tanz beschließt. Pecour bildete den ursprünglich rascheren Tanz hauptsächlich aus, u. er wurde so der Lieblingstanz des Zeitalters Ludwigs XIV. u. XV. Um ihn abwechselnder zu machen, bildete man mehre Arten M. aus; so hat man M. gentil, wo die langsamen Bewegungen der M. mit der raschen Anglaise ähnlichen, u. M. à la Vigano, M. à la reine, M. à la cour etc., welche sich durch die künstlicheren Pas u. auch durch die Touren von der gewöhnlichen M. unterscheiden u. nur von den geübtesten Tänzern getanzt wurden. 2) Tonstück im 2/3 Takt, für den Tanz M. von langsamer Bewegung u. heiterem, jedoch graziösem Charakter in zwei Reprisen, jede zu vier od. acht Takten. Der Rhythmus hat das Eigenthümliche, daß alle drei Viertel gleichen Taktwerth haben. Angehängt ist oft ein sogenanntes Trio von gleichem Takt u. gleicher Bewegung u. ebenfalls in zwei Theilen, nur in einer anderen Tonart, welches seinen Namen daher hat, weil es in älteren Zeiten dreistimmig ausgeführt wurde u. mit welchen die eigentliche M. abwechselt. Daher wird das Trio auch öfters Menuetto alternativo gegenannt. Seit Haydn u. Mozart hat man angefangen, die M. als ein für sich bestehendes Tonstück in Symphonien, Sonaten, Quartetten u. dgl. zu behandeln, wo man sich aber weder an ihre langsame Bewegung, noch an die Zahl der Takte etc. bindet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 140.
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