Mozart

[494] Mozart, 1) Leopold, geb. 1719 in Augsburg, studirte die Rechte u. wendete sich später der Musik zu: 1743 trat er als Violinist in die bischöfliche Kapelle, wurde 1762 Vicekapellmeister u. st. 1787 in Salzburg; er schr.: Versuch einer Violinschule, Augsb. 1756 u.ö., u. componirte die Operette Bastien et Bastienne u. die musikalische Schlittenfahrt. 2) Wolfgang Amadeus, Sohn des Vor., geb. 27. Jan. 1756 in Salzburg, hatte schon im 6. Jahre eine solche Fertigkeit im Clavierspiel erlangt, daß sein Vater mit ihm eine Kunstreise nach Wien unternahm. 1762 wurde diese Reise in Gesellschaft von M-s Schwester, Maria Anna, wiederholt, u. 1763–66 unternahm die ganze Familie Kunstreisen durch Baiern, die Rheinprovinzen, Niederlande, Frankreich u. England. In Paris gab M. 1764 seine ersten Werke (Sonaten für das Clavier) heraus; 1706 ging er nochmals nach Paris: 1768 setzte er in Wien auf Befehl des Kaisers die Oper La finta simplice, welche aber wegen der Intriguen seiner Neider nicht zur Aufführung kam, dann ein Te Deum zur Einweihung einer Kirche. 1770 reiste er nach Italien: in Rom copirte er das Miserere des Allegri nach einmaliger Anhörung u. verbesserte die Musik während der zweiten Aufführung. Für Mailand schr. er die Opern Mithridates (1771), Lucio Sylla (1773) u. eine dramatische Serenade. Nochmals in München, 1774 u. 1778, schr. er die Opern La finta giardiniera u. Idomeneo, mehre Messen u. Offertorien u. ließ sich dann, nach kurzem Aufenthalt in Pgris, 1779 in Wien nieder, erst angestellt in der Kapelle des Erzbischofs von Salzburg, dann privatisirend mit Unterricht u. Concertgeben beschäftigt. Er componirte, im Auftrag des Kaisers, Joseph Bretzners Entführung aus dem Serail (Belmont u. Constanze) , 1782 David de peniteante (Oratorium 1785) u. Figaros Hochzeit, die erste seiner demschen Opern, u. heirathete bald darauf Constanze Weber (die sich 1809 an den dänischen Staatsrath von Nissen verehelichte, 1826 zum zweiten Male Wittwe wurde u. (6. März 1842 in Salzburg starb). 1787 wurde er kiserlicher Kapellmeister, u. nun folgten die Opern: Don Juan 1787, für Prag, u. Cosi fan tutti 1790; neue Instrumentirungen Händelscher Compositionen (Alexanderfest, Messias etc.); Clemenza di Tito 1791, für Prag zu den Krönungsfeierlichfeilen, die Zauberflöte 1791 für den Schauspieldirector Schilaneder u. das berühmte Requiem, vor dessen Beendigung er 5. Dec. 1791 starb. Dieses Requiem[494] componirte er für die verstorbene Gräfin Walsegg, deren Gemahl es bei M. bestellt hatte u. nach dessen Tode unvollendet abholen ließ, vollendet wurde es nachher von Süßmayer, M-s Schüler u. Freund. M. ist der Schöpfer unserer jetzigen Instrumentalmusik. Er erfand auch ein arithmetisch-musikalisches Würfelspiel, mit Hülfe dessen Jedermann eine Menge Menuetten verfertigen kann (s. Musikalisches Würfelspiel). Außer den oben angeführten Hauptwerken setzte M. eine Menge anderer Werke in allen Musikgattungen. Vgl. Niemtschek, Leben M-s, Prag 1798–1868; P. Lichtenthal, Cenni biografici intorna a Mozart, Mail. 1816; Nissen, Biographie M-s, Lpz. 1828; Oulibischew, Vie de M., Moskau 1841 (deutsch von Schraishuon, Stuttg. 1847, 2. Aufl. von Ganter, ebd. 1858 ff.); Holmes, Life of M., Lond. 1845; O. Jahn, M-s Biographie, Lpz. 1856, 4 Bde.; Heribert Ran, M. ein Künstlerleben (cultur-historischer Roman), Frankfurt a. M., 1858, 6 Bde. Ihm ist 1842 ein Denkmal in Salzburg gesetzt worden. 3) Maria Anna, Schwester des Vor., geb. 30. Juli 1751 in Salzburg, auch ein großes musikalisches Talent, trat bei den Kunstreisen der Familie 1762–66 als Clavierspielerin auf, lebte dann bei ihrer Mutter in Salzburg, verheirathete sich 1784 mit Johann Baptist Freiherrn von Berchthold zu Sonnenburg, ging nach dessen Tod (1801) zu ihrer Mutter nach Salzburg zurück, gab dort Clavierunterricht, erblindete 1820 u. st. 29. Oct. 1820 in Salzburg. 4) Karl, ältester Sohn von M. 2), geb. 1784 in Wien, starb als Steuerbeamter in Mailand 30. Oct. 1858. 5) Wolfgang Amadeus der Jüngere, Bruder des Vor., geb. 1791 in Wien, trat 1805 als Claviervirtuos auf, wurde 1808 Musikmeister bei einem galizischen Edelmann, ging 1813 nach Lemberg als Musiklehrer u. Director einer Singakademie; machte 1820–22 eine Kunstreise durch Polen, Österreich, Sachsen u. Dänemark als Virtuos auf dem Clavier; lebte dann wieder in Lemberg, wo er sich um die Hebung des musikalischen Lebens vielfache Verdienste erwarb, u. st. 30. Juli 1844 in Karlsbad Er componirte vorzüglich Concerte u. Sonaten für das Clavier.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 494-495.
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