Quietisten

[765] Quietisten (v. lat., die Ruhigen), 1) so v.w. Hesychasten; 2) die, jedoch nie zu einer Secte gewordenen Anhänger des Michael de Molinos (s.d.) in Frankreich im 17. Jahrh. Gegen die äußeren Andachtsübungen mehrer Mönchsorden, vorzüglich der Dominicaner u. Jesuiten, gab Molinos sein Erbauungsbuch Guida spirituale 1675 in Rom heraus, worin er von der Ruhe od. Seligkeit eines ganz in Gott versunkenen Gemüths redete u. welches bei Vielen Beifall fand. Seine Ansichten wurden zwar verurtheilt, fanden aber in der Guyon u. in Fénélon, welcher ihre Verdammung nicht anerkennen wollte, kräftige Protection. Bossuet erwirkte 1699 ein päpstliches Breve gegen die Q., dieses veränderte die Stimmung der Zeit u. setzte der Verbreitung dieser mystischen Gesellschaft, welche sich selbst nach Spanien u. Neapel verbreitete, Grenzen. Der Quietismus charakterisirt sich als eine gemüthliche Schwärmerei, seine Grundforderung ist reine Liebe, kraft welcher sich der Mensch gänzlich[765] in Gott versenkt, das Fleisch tödtet u. in seinem leidenden Zustande blos der Wirksamkeit Gottes sich überläßt u. von ihm ruhig für Zeit u. Ewigkeit das Beste erwartet. Vgl. C. Scharling, Mystikeren Molinos, Kopenh. 1852.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 765-766.
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