[897] Recitativ (ital. Recitativo), die Gattung der Gesangsmusik, welche sich der pathetischen Declamation am meisten nähert, od. den Übergang von der affectvollen Rede zum Gesange bildet. Sie unterscheidet sich von der Declamation durch Gebrauch von wirklichen in der Tonleiter liegenden Tönen, vom wirklichen Gesang aber durch den fehlenden bestimmten Rhythmus. Die Länge od. Kürze der Tone hängt nämlich beim R. von der Quantität der Sylben, od. von den declamatorischen Accenten aus. Es wird bes. bei Oratorien, Opern u. Cantaten angewendet u. vorzüglich dann, wenn der Text didaktisch od. erzählend ist. Hinsichtlich der Begleitung unterscheidet man: das einfache R. (R. secco), welches in den Einschnitten, Cadenzen u. harmonischen Wendungen so begleitet wird, daß die Grundstimme den Baßton angibt u. der Flügel od. das Violoncell die fehlenden Intervalle darüber anschlägt; u. das obligate od. accompagnirte R. (R. obligato, R. accompagnato), wo nicht nur die Bogeninstrumente alle mitwirken, sondern auch hier u. da die Blasinstrumente eintreten, auch sogar bei Schilderungen das ganze Orchester kleine Tongemälde einschaltet. Oft geschieht es auch mitten im R., daß, wenn sich der Text zum Lyrischen wendet, der Gesang rhythmisch wird. Man bezeichnet solche Stellen durch Arioso, Cantabile, in tempo etc. Giacomo Beri soll das R. zuerst angewendet haben; Verbesserer desselben waren Carissimi, da Vinci, Porpora u. Rinaldo da Capua. Muster guter R. findet man in den Werken Haydns, Glucks u. Grauns, in den Opern von Mozart, Spontini, R. Wagner. Im Vortrage des R. sind die Italiener Meister.