Säcularveränderungen

[741] Säcularveränderungen (Säculare Perturbationen), die wahren od. scheinbaren Änderungen, welche während eines Jahrhunderts (Säculum) die Elemente der Bahn irgend eines Planeten, Kometen etc., od. sonst gewisse astronomische Werthe erleiden; im Gegensatz zu den periodischen Störungen, d.i. den Abweichungen, welche ein Himmelskörper innerhalb seiner Bahn durch die Anziehung irgend eines andern erleidet. Da die Summe aller einzelnen periodisch wiederkehrenden Perturbationen, welche von allen Himmelskörpern ausgehen, auch die Gestalt u. Lage der ganzen Bahn ändern muß, diese Änderungen aber nicht von einzelnen momentanen Stellungen je zweier Körper, sondern von dem ganzen Complex aller möglichen Stellungen innerhalb der ganzen Periode abhängen, so tritt ihre Regel auch erst innerhalb eines längeren Zeitabschnitts, z.B. eines Jahrhunderts, hervor. Zu den wichtigsten S. des Mondes gehört die retrograde Bewegung seiner Knoten, die Bewegung der Apsiden u. wieder die säcularen Änderungen dieser beiden Bewegungen; zu den S. der Erde die Präcession u. die Veränderung der Länge des tropischen Jahres; für jeden Planeten gibt es eine S. der Knoten, der Neigung, der Lage der Apsidenlinie, der Excentricität. Sie sind theils zuerst beobachtet u. nachträglich aus der Gravitation erklärt, theils theoretisch zuerst berechnet u. dann gefunden worden. Die Kenntniß der S. ist nothwendig zur Anfertigung der astronomischen Tafeln, welche die künftige Stellung der Sonne, Planeten u. des Mondes enthalten. So spricht man z.B. von S. einer Planetenbahn etc. Die Kenntniß der S. ist wichtig bei der Begründung neuer Sonnen-, Mond- u. Planetentafeln.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 741.
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