Schwunkraft

[693] Schwunkraft, wenn ein Körper in einer Centralbewegung begriffen ist, so würde er nach dem Beharrungsvermögen in jedem Punkte seiner Bahn in der Richtung der Tangente mit gleichförmiger Geschwindigkeit sich fortbewegen, wenn nicht eine Kraft vorhanden wäre, welche ihn unaufhörlich nach dem Centrum der Bewegung zöge. Diese Kraft ist bei Planeten u. Monden die Attraction der Sonne u. resp. des Hauptplaneten, bei einer an einem Faden geschwungenen schweren Kugel die Festigkeit des Fadens etc., u. pflegt Centripetalkraft genannt zu werden; die der Centripetalkraft gleiche u. entgegensetzte Kraft aber heißt Centrifugalkraft od. S., sie ist also die Kraft, welche aufgehoben werden muß, damit ein rotirender Körper nicht nach dem Beharrungsvermögen sich weiter vom Centrum der Bewegung entferne. Das Moment der S. ist

Schwunkraft

wenn r der Halbmesser der Bahn, t die Umlaufszeit u. m die Masse des rotirenden Körpers ist. Die durch die tägliche Achsendrehung der Erde erzeugte S. ist der Grund, warum die Wirkung der Schwere unter dem Äquator einigermaßen aufgehoben wird (s. Schwere) u. warum eben deshalb der ehemals flüssige Erdkörper in der Richtung des Äquators sich ausdehnte, bis die längere Flüssigkeitssäule unter dem Äquator mit verminderter Schwere gleichen Druck übte, als die kürzere polare Flüssigkeitssäule von unverminderter Schwere. Die Gesetze der S. lassen sich mit der Schwungmaschine (Centrifugalmaschine, s. Centralbewegung) experimentell nachweisen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 693.
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