Selneccer

[820] Selneccer (Schellenecker, Sellenecker), Nicolaus, geb. am 15. Dec. 1530 (nach And. am 5. od. 6. Dec. 1532) in Hersbruck bei Nürnberg, zeigte früh musikalisches Talent u. wurde im 13. Jahre Organist an der Stadthauskapelle in Nürnberg, studirte dann seit 1549 in Wittenberg, wo er Melanchthons Haus- u. Tischgenoß u. 1554 Magister legens wurde; 1557 wurde er als Lehrer des Prinzen Alexander u. als Kapellknabendirector nach Dresden berufen u. 1559 auch als zweiter Hofprediger angestellt. Weil er gegen die allzugroße Jagdliebhaberei, wodurch die Unterthanen sehr bedrückt wurden, gepredigt hatte, verlor er die Gunst des Kurfürsten August u. erhielt im März 1561 seinen Abschied; auch in Jena, wo er dann Professor geworden war, fand er keine Ruhe, da er dem fanatischen Flacius als ein Kryptocalvinist erschien, sondern wurde entsetzt, aber 1568 als Professor der Theologie nach Leipzig berufen; 1570 ging er als Hofprediger, Kirchenrath u. Generalsuperintendent nach Wolfenbüttel, begründete als solcher die Universität Helmstedt u. besorgte bis 1573 die Kirchenvisitation im Braunschweigschen, Hannöverschen u. Oldenburgschen. 1576 nach Leipzig zurückgekehrt, betheiligte er sich bei mehren Theologenconventen,[820] so wie bei der Redaction der Concordienformel, wurde 1577 Pastor an der Thomaskirche, Superintendent u. Consistorialrath, mußte aber 1589 den Kryptocalvinisten weichen, wurde 1590 Superintendent in Hildesheim, kehrte nach dem Sturz der Kryptocalvinisten 1592 nach Leipzig zurück u.st., wenige Tage nach seiner Ankunft dort, am 24. Mai. Er hat 175 Druckschriften geliefert, darunter eine Ausgabe der Symbolischen Bücher, den Catalogus conciliorum oecumenicorum, Luthers Leben, Institutiones christianae religionis, einen Commentar zur Apostelgeschichte Auch als Liederdichter ist er bekannt, sein Choralbuch (Christliche Psalmenlieder u. Kirchengesänge) erschien 1587; von ihm sind: Wach auf mein Herz u. singe, Singen wir aus Herzensgrund, Ach bleib bei uns Herr Jesu Christ etc.; wahrscheinlich auch: Allein Gott in der Höh' sei Ehr', Laß mich dein sein u. bleiben, Herr Christ der einig' Gottessohn.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 820-821.
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