Storch [1]

[874] Storch (Ciconia), 1) Gattung der Stelz- od. Sumpfvögel aus der Familie der Reihervögel; Schnabel lang, dick, stark, glatt, zusammengedrückt, spitzig, ohne Nasenfurche; Kehlsack ausdehnbar; Zunge klein, häutig; Hals u. Beine lang; können ihre Kinnladen stark an einanderschlagen (klappern, daher Klapperstorch); wieder getheilt in die Gattungen: eigentlicher Storch (Ciconia), Makabu (Leptoptilus) u. Jabiru (Mycteria); 2) nach Cuvier nur die aus derselben mit geradem, dünnerem od. bei den Marabu's u. Riesenstörchen dickerem Schnabel; Arten: a) Gemeiner weißer S. (C. alba, Ardea cic.), fast vier Fuß lang, weiß, Schwingen schwarz, Schnabel u. Füße roth, ne Jungen grauweiß; Zugvogel; kommt im März, zieht im August nach Afrika fort, sammelt sich hierzu auf Wiesen, nistet gern auf Thürmen, Feueressen, Forsten von Dächern, wo ihm die Landleute hierzu oft ein Wagenrad befestigen, frißt Amphibien, Insecten, Maulwürfe, Mäuse, auch wohl Eier, Fische u. junge Vögel, selbst Rebhühner, doch keine Kröten, welche er bloß todtbeißt; ist mehr nützlich als schädlich u. wird deshalb u. als ein dem Menschen freundlicher Vogel geschont; legt fünf bis sechs ockergelbe Eier, brütet aber selten mehr als drei bis vier, dann mit zärtlichster Sorgfalt gehegte Junge aus u. setzt sich oft der Flamme u. dem Rauch aus, um sie bei Feuersbrünsten zu retten; die Paare halten treu u. auf Lebenszeit zusammen; der S. fliegt sehr schön u. hoch (zumal beim Wegzuge), läßt sich jung leicht zähmen; Fleisch nicht sonderlich. In Thessalien wurde sonst, wer einen S. tödtete, mit dem Tode bestraft; die alten Naturhistoriker erzählen, daß die Störche ihre Eltern im Alter sorgfältig nährten u. daß sie endlich wegen dieser Pietät auf die Inseln des Oceans flögen u. da von den Göttern zum Lohne in Menschen verwandelt würden. Der deutsche u. holländische Bauer sieht den S. gern bei sich nisten, auch bei den Orientalen steht er in Verehrung, u. es ist ein gemeiner Glaube, daß Häuser, auf denen er nistet, gegen Feuersbrünste u. Blitzstrahl geschützt sind, u. daß er wegziehe, wo dem Hause ein Unglück, wie Feuer od. Seuche, droht, daß er im Schlamm verborgen überwintere, daß er jährlich ein Ei od. Junges opfern müsse. b) Schwarzer S. (Blauer S., Ciconia nigra, Ardea nigra), schwärzlichgrün u. purpurglänzend, Bauch weiß, lebt wie voriger, doch sehr scheu, nistet in tiefen Wäldern; in Europa u. Asien. c) Maguari (C. maguari), fast wie der weiße gezeichnet, aus Amerika. d) Schwarzer Nubischer S. (C. Abdimii). e) Marabustorch (Adjutant, C. marabu), 7 Fuß hoch, oben dunkelblau, Schwanz u. Schwungfedern schwarzblau, Kopf u. Hals fast nackt, unten u. auf dem Vorderrücken weiß; jung mattbraun; in Ostindien, zu Calcutta, auch als Hausvogel gezogen, öffentlich geschützt; frißt viel, haut gefährlich mit dem Schnabel. Von ihm kommen die ächten Marabufedern (s.d.), welche von dem Bürzel genommen werden. f) Riesenstorch (C. argala Latr., Temm.), sehr groß, oben dunkelgrünlich-aschgrau, Schwanz schwarz, unten weiß, Schwingen weiß gerändert, Kopf ziemlich nackt; in Afrika; auch von ihm (von den Federn unter den Flügeln u. Steiß) kommen echte Marabufedern, doch nur ganz weiße.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 874.
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