Tobīas

[634] Tobīas (hebräischer Name, d.i. Gott ist gut), ein apokryphisches Buch des A. T., dessen wesentlicher Inhalt folgender ist: Tobit, ein frommer Israelit aus dem Stamme Naphtali, war unter Salmanassar mit seiner Frau Anna u. seinem Sohn Tobias nach Niniveh in das Exil abgeführt worden; er lebte hier im Wohlstand, da ihn der König zu seinem Hoflieferanten gemacht hatte, u. erzeigte seinen dort lebenden Landsleuten allerhand Gutes. Unter Sanherib aber wurde er, weil er trotz dem Verbote seine Liebeswerke an den Israeliten fortsetzte, namentlich Todte begrub, angefeindet, verlor sein Vermögen u. mußte die Stadt verlassen. Nach Sanheribs Tode verwendete sich sein Neffe Achiachar bei dem König Asarhaddon für ihn, u. er durfte nicht nur zurückkehren, sondern erhielt auch sein Amt wieder. Aber bald darauf erblindete er, u. da er nach mehrjährigen Leiden seinen Tod nahe glaubte, schickte er seinen Sohn Tobias zu Gabriel nach Rages in Medien, um von demselben eine Schuld von 10 Talenten Silbers einzukassiren. Als Reisefährte gesellt sich der Engel Raphael zu ihm. Auf dieser Reise hatte er zunächst an einem Flusse ein Abenteuer mit einem Fische, welcher ihm Verderben drohte, dessen Leber u. Galle er aber auf Raphaels Rath als Mittel gegen böse Geister u. Blindheit mit sich nahm. In Ekbatana kehrten die Reisenden bei Raguel ein, dessen Tochter Sara Tobias kennen lernte u. heirathete. Während der Hochzeit ging Raphael nach Rages u. holte das Geld von Gabriel. Darauf kehrten Tobias u. Sara mit reichlicher Ausstattung unter Raphaels Begleitung nach Niniveh zurück, wo zunächst Tobit durch die Fischgalle wieder sehend gemacht ward. Nun begann ein glückliches Familienleben, u. nach dem Tode Tobits u. der Anna kehrte Tobias u. Sara nach Ekbatana zurück, wo Tobias nach einem fröhlichen Leben 99 (127) Jahre alt starb. Von diesem Buche, welches ursprünglich griechisch verfaßt ist, gibt es verschiedene Bearbeitungen; der Text in den LXX ist verschieden von dem der Vulgata, welcher letztern Luther in seiner Übersetzung gefolgt ist; die neueste kritische Bearbeitung ist von O. F. Fritsche, Lpz. 1853; die neueste Übersetzung u. Erklärung von. Reusch, Freib. i. B. 1857; von den hebräischen Übersetzungen steht die eine in der Londoner Bibelpolyglotte, eine andere, von einem Rabbiner im 11. od. 12. Jahrh. gemachte, herausgeg. von Fagius, Const. 1517, n. A. 1542. Vgl. Ilgen, Geschichte des T., Jena 1800.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 634.
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