Toul

[725] Toul (spr. Tuhl), 1) Arrondissement im französischen Departement Meurthe; 241/2 QM., 65,500 Ew.; 2) Hauptstadt u. Festung dritten Ranges daselbst, an der Mosel (darüber steinerne Brücke) u. der Paris-Strasburger Eisenbahn, mehre Kirchen (darunter die Kathedrale), mehre Wohlthätigkeitsanstalten, Arsenal, Kasernen, Fabriken von Hüten, Fayence, Leder, Baumwollen-, Leinen-, Stahl- u. Eisenwaaren, Stärke, Weinbau u. Getreidehandel; 8000 Ew. Der ehemalige bischöfliche Palast ist jetzt Sitz einer Ehrenlegionscohorte. In der Nähe der Stadt ist eine Mineralquelle. – T. hieß unter den Römern Tullum (Tulla). Mit Metz u. Verdun kam es in die Hände der Franken u. gehörte dann unter den Merovingern u. Karolingern stets zum Königreich Austrasien. Hier 612 Sieg Theoderichs II. von Burgund über die Austrasier unter Theodebert. Es wurde nachher von eigenen Grafen regiert, welche um 1000 unabhängig wurden u. 1136 im Mannsstamm mit Friedrich I. ausstarben. Dessen Erbtochter Beatrix vermählte sich mit Matthias von Lothringen, u. so kam T. an Lothringen, doch wurde der Herzog nur Schutz- u. Schirmherr über die freie Reichsstadt T. 1152 kam Lothringen wegen dieser Schirmherrschaft mit Frankreich in Streit, welches sich gleichfalls die Schirmherrschaft anmaßte, 1552 T. besetzte u. darüber mehrmals, bes. mit Herzog Karl III., in Krieg gerieth. Der Herzog aber gab erst 1718 seine Schirm- u. Schutzherrschaft auf, nachdem T. selbst schon im Westfälischen Frieden an Frankreich abgetreten worden war. 1700 wurden die alten Mauern geschleift u. durch eine neue Umwallung ersetzt. Bischöfe von T. kommen seit 410 vor, aber in der Revolution wurde das Bisthum T. aufgehoben. Hier mehre Concilien, so 550,859 u. 860; 20. Januar 1814 ergab sich T. durch Capitulation an die Russen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 725.
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