Verdun

[461] Verdun (spr. Werdöng), 1) Arrondissement im französischen Departement Maas; 27,25 QM., sieben Cantone, 85,500 Ew.; 2) V. sur Meuse, Hauptstadt desselben an der Maas, Festung mit starker Citadelle; Handelsgericht, 9 Kirchen, 3 Hospitäler, fertigt Leder, wollene Waaren, seine Bäckereien, treibt Handel mit Öl u.a., baut Wein (Verdunois); 12,000 Ew. In der Nähe Marmorbrüche (Marbre des Argennos). – V. hieß zur Römerzeit Virodunum u. war eine Stadt der Mediomatrici in Belgica prima. Zur Zeit der Franken gehörte es zu Austrasien, später zu Lothringen. Hier den 11. Aug. 843 Vertrag von V zwischen Kaiser Lothar u. seinen Brüdern Ludwig dem Deutschen u. Karl dem Kahlen, nach welchem das Land in drei Theile getheilt u. Deutschland ein selbständiges Reich wurde, s. Deutschland S. 24 u. Frankreich S. 475. Die Herzöge von Lothringen ließen das Land um V. (Verdunois) von Grafen regieren. Ludwig Outremer nahm 984 den Grafen Gottfried von V. gefangen u. eroberte V., gab es aber 985 zurück. Friedrich, Gottfrieds Sohn, schenkte V. dem Bischof Haimon von V. u. Kaiser Otto bestätigte diese Schenkung, die Herzöge von Lothringen willigten jedoch nicht darein, u. V. war nun bis zu den Zeiten Gottfrieds von Bouillon, welcher es von seiner Mutter, einer Gräsin in den Ardennen, her besaß, Anlaß zu fortwährenden Kriegen. Gottfried schenkte es seinem Bruder Balduin, u. dieser verkaufte es, um Geld zu einem Kreuzzug zu erhalten, an Bischof Richer von V., welcher es dem Grafen Dieterich von Moncon u. Bar als Vicomteschaft in Lehn gab. Bald kam dieser aber mit dem Bischof in Fehde u. gab 1131 V. dem Bischof Alberon zurück. Kaiser Friedrich 1. bestätigte 1156 dem Bisthum den Besitz der Stadt u. der Vicomteschaft. Die Stadt V. war früh deutsche Reichsstadt geworden u. vertheidigte in häufigen Fehden ihre Freiheit gegen die Bischöfe. Endlich riefen die Städter 1552 die Franzosen zu Hülfe, welche kamen, die Stadt besetzten u. die Macht der Bischöfe sehr beschränkten. Vergebens suchte der Bischof 1627 durch einen gegen alle Arbeiter geschleuderten Bannstrahl die Franzosen an dem Baue der Citadelle daselbst zu hindern; er mußte nach Deutschland fliehen, kehrte nach dem Westfälischen Frieden 1648, in welchem V. an Frankreich abgetreten wurde, zurück u. leistete nun Ludwig XIV. den Eid der Treue. Der Chevalier de Ville u. Vauban befestigten V. ansehnlich, die alten zehn Bastionen wurden ausgebessert u. fünf neue Ravelins angelegt, ein Theil der alten Citadelle zu diesen Bastionen angewendet u. außerdem eine neue Citadelle von fünf Bastionen erbaut. Seitdem blieb V. französisch. Den 4. Sept. 1792 öffnete die royalistische Partei den Alliirten die Thore, u. als V. bald darauf bei dem Rückzug der Preußen aus der Champagne den Republikanern wieder eingeräumt wurde, wurden fast alle Royalisten hingerichtet. Seitdem sind alle Festungswerke V-s vernachlässigt worden, u. es kam im Kriege 1814 u. 1815 als Festung nur wenig in Betracht. 3) V. sur Garonne, Stadt u. Cantonsort im Arrondissement Castelsarrasin des französischen Departements Tarn-Garonne, an der Garonne; 3500 Ew.; 4) V. sur le Doubs, Stadt u. Cantonsort im Arrondissement Chalons für Saône des französischen Departements Saône-Loire, am Doubs u. Saône; hat 15tägige Messe; 1800 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 461.
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