Udĭne [1]

[121] Udĭne, 1) Delegation des lombardisch-venetianischen Königreichs Friaul; 2) Hauptstadt darin, am Kanäle La Roja u. an der Eisenbahn Triest-Mestre-Venedig; Sitz der Delegationsbehörden u. eines Erzbischofs, aus einer äußeren u. inneren Stadt bestehend, hat Mauern, 9 Thore, Castell (jetzt Gefängniß), in dessen Nähe die Denksäule des Friedens von Campo Formio, prächtige Kathedrale. 12 andere Kirchen, unter ihnen S- Domenico, mehre Klöster, Piazza Comacina (S. Giovanni) mit Porticus, Rathhaus, Springbrunnen u. Statuen, bischöflichen Palast mit Gemälden u. manuscriptenreicher Bibliothek, ehemaligen Palast des Patriarchen (jetzt Gerichtshof), dabei der neue Spaziergang il Giardino, Schule für Rechtsgelehrte, erzbischöfliches Seminar, theologische Lehranstalt ein bischöfliches u. ein Staatsgymnasium, Spital, Findelhaus, Kinderbewahranstalt, Waisenhaus u.a. Wohlthätigkeitsanstalten, Theater, 5 Buchdruckereien, Baumwollweberei, Seidenwaarenfabriken, Gerbereien, Seidencultur, Handel, bes. mit Seiden Weinbau; der Gottesacker ist einer der merkwürdigsten u. schönsten in Italien; 25,200 Ew. U. ist Vaterstadt des Malers Giovanni da U. u. war eine Zeitlang Hauptstadt des italienischen Departements Passerino-U. kommt erst im 10. Jahrh. vor. Im 13. Jahrh. wählte der Patriarch Bertold U. zu seiner Residenz, worauf es beträchtlich an Umfang gewann, bes. als Zufluchtsort vieler in den Bürgerkriegen Italiens vertriebenen Familien. 1445 kam U. unter venetianische Herrschaft. Hier am 27. Sept. 1797 die ersten Friedensbesprechungen zwischen Bonaparte u. dem österreichischen Bevollmächtigten, worauf am 17. Oct. auf dem Schlosse in Campo Formio der Friede unterzeichnet wurde, wodurch die Stadt an Österreich kam. 1805 wurde U. dem Königreich Italien einverleibt u. Hauptstadt des Departements Passerino; den 25. Oct. 1813 besetzten österreichische Truppen die Stadt wieder u. sie blieb von da an unter österreichischer Herrschaft. Im März 1848 brach hier eine revolutionäre Bewegung aus; die Stadt wurde am 25. [121] März von der österreichischen Besatzung geräumt, jedoch am 23. April wieder besetzt. Vgl. Cicogna, Lettera descrittiva d'Udine, Vened. 1853.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 121-122.
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