[601] Springbrunnen (Fontaine), ein natürlich od. meist künstlich frei über die Erdoberfläche emporsteigender Wasserstrahl. Zu den natürlichen S. gehören z.B. der Geiser auf Island, der Karlsbader u. der Nauheimer Sprudel etc., bei denen da Wasser meist durch unterirdische Dämpfe herausgeschleudert wird. Bei den größeren, künstlich angelegten S. leitet man gewöhnlich aus einem hochliegenden Wasserbehälter das Wasser in einer unterirdischen Röhre in die Tiefe, führt diese Röhre ein Stück horizontal fort u. setzt da ein engeres senkrechtes Rohr (Sprungrohr) mit einem Mundstücke auf, aus welchem der Strahl in die Höhe springt. Nach hydrostatischen Gesetzen würde das Wasser in einer Röhre wieder eben so hoch steigen, als es gefallen war; aber der frei springende Wasserstrahl erreicht nicht ganz die Höhe des Wasserspiegels in dem obern Wasserbehälter wegen der Reibung des Wassers an den Röhrenwänden u. bes. im Mundstücke, wegen des Widerstandes der Luft u. weil das emporgestiegene Wasser zum Theil auf das nachfolgende Wasser zurückfällt. Das von dem Strahle herabfallende Wasser sammelt sich in einem Bassin u. fließt durch einen Abzugskanal ab. Um die Sprungröhre herum macht man bisweilen, bes. bei geringer Sprunghöhe, eine od. mehre Schalen, in welche das herabfallende Wasser zunächst stürzt u. aus welchen es stufenweise in das Bassin fällt. Auf den senkrecht in die Höhe springenden Strahl setzt man bisweilen eine hohle kupferne Kugel od. eine vergoldete Krone, welche dann von dem Wasserstrahl in der Höhe getragen wird; bisweilen leitet man die Röhre in Statuen, z.B. Nymphen, Delphine etc., aus welchen dann das Wasser hervorspringt. Hat man Wasser genug, so bringt man neben der senkrechten Sprungöffnung noch mehre schräge Öffnungen an, aus welchen ebenfalls Strahlen hervorspringen (Wassergarbe). Auf ähnliche Weise kann man dem hervorspringenden Wasser verschiedene Figuren geben, u. diese heißen dann Wasserfächer, Wasserschwämme, Wasserlaterne, Windmühle etc. In den oberen Wasserbehälter fließt das Wasser entweder von selbst zu od. es wird, wie z.B. in Potsdam, durch Dampfpumpwerke in denselben gepumpt; wollte man den Strahl durch ein Druckwerk direct emportreiben, so müßte man, ähnlich wie bei Feuerspritzen, einen großen Windkessel anwenden, weil man sonst keinen zusammenhängenden Strahl bekommen würde. Bei einem S. zu Herrenhausen bei Hannover, welcher von einem Druckwerke getrieben wird, ist der Wasserstrahl 11 Zoll dick u. springt 120 Fuß hoch; bei dem zu Wilhelmshöhe (s.d.) 12 Zoll dick u. springt 140 Fuß hoch; der S. in Nymphenburg bei München springt 80 Fuß hoch. Die in kleinem Maßstabe ausgeführten S. sind zum Theil so eingerichtet, daß man sie von einem Orte an einen andern tragen kann; oft sind sie nur hydraulische Spielereien, z.B. der springende Heber, dessen kurzer Schenkel aufwärts gebogen u. mit einer engen Öffnung versehen ist; der Heronsbrunnen od. Heronsball. (s.d.) u. der auf ähnliche Weise eingerichtete schwimmende S. Bei der Compressionsfontaine wird der Wasserstrahl durch comprimirte atmosphärische Luft od. Wasserdampf zum Steigen gebracht. Der Lichterbrunnen besteht aus zwei luftdichten Gefäßen od. Pfannen, welche über einander befestigt sind; das untere Gefäß ist mit Wasser gefüllt, das obere nur mit Luft; beide stehen durch[601] eine Öffnung in Verbindung; außerdem ist in dem unteren Gefäße eine Sprungröhre angebracht. Wird nun das obere Gefäß durch darunter brennende Lichter erwärmt u. die Luft darin ausgedehnt, so drückt die Luft auf das Wasser des unteren Gefäßes u. dieses springt aus der Röhre hervor.