Ukraïne

[135] Ukraïne (russisch Ukraina, d.i. Grenzland, weil es lange die Grenze zwischen Rußland u. der Türkei ausmachte), 1) Landschaft in Südrußland zu beiden Seiten des Dnjeprs, umfaßt Nieder Polbynien, Kiew, Wraclaw u. Nieder-Podolien; getheilt in die Gouvernements Podolien, Kiew, Pultawa u. Slowods-U. Wichtige Städte: Braclaw, Charkow, Tscherkask, Pultawa u. Kiew; letztere gilt gewöhnlich für M Hauptstadt. Die U. erstreckt sich von Südwest nach Nordost, etwa 70 Meilen weit, von Norden nach Süden 20–30 Meilen weit; ist fruchtbar, u. jetzt ziemlich angebaut, hat viel Weide, auf welcher aber oft das Gras so hoch wächst, daß Menschen u. Vieh sich in ihm verbergen können. Die Bevölkerung ist nicht schwach, könnte aber weit bedeutender sein; Schuld daran sind die Kriege zwischen Russen, Polen u. Türken, vom 16. bis in die Mitte des 18. Jahrh. Ein Theil der U. G wurde 1673 unter dem König Michael von Polen durch den Kronfeldherrn Sobieski, mittelst Vertrags von Buczacz, an die Türkei abgetreten u. erst im Frieden von Karlowitz wieder gewonnen. Es ist das Land der Kosacken, welche hier theilweise ihre Wohnsitze haben. Vgl. Beauplan, Description de l'Ukraine, Par. 1860; Engel, Geschichte der U. u. der Ukrainischen Kosacken, Halle 1796. 2) Im engeren Sinne die ehemals polnischen Woiwodschaften Kiew u. Vraclaw; 3) sonst auch das Land nach Nordwesten hin bis nach Ungarn hinein, wie denn die Unghwarer Gespanschaft die Niederukraine hieß. Vgl. Slowods-Ukraine.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 135.
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