Ursŭla

[297] Ursŭla, 1) Sta. U., nach einer Sage schöne u. fromme Tochter des britannischen Königs Deonotus (Diognetus), war zur Nonne bestimmt, aber ein heidnischer Fürst verlangte sie für seinen Sohn Holofernes zur Gemahlin. Auf göttliche Eingebung verlangte sie drei Jahre Frist u. nahm in dieser Zeit mit zehn edeln Jungfrauen, deren jede, wie sie selbst, 1000 Jungfrauen zu Begleiterinnen hatte, nautische Übungen vor. Nach Verlauf der drei Jahre erhob sich auf das Gebet der Jungfrauen ein Wind, welcher die elf Schiffe nach dem Festlande trieb; sie fuhren Rheinaufwärts nach Basel, wallfahrteten von da nach Rom u. dann nach Basel zurück, wo sie ihre Schiffe wieder bestiegen, aber in Köln von den Hunnen (im Jahr 238 od. 453) erschlagen wurden. Darauf erschienen 11,000 überirdische Krieger u. trieben die Mörder in die Flucht, die Kölner aber begruben die Leichen der 11,000 Jungfrauen. Dort wurden 1106 die Knochen der 11,000 Jungfrauen, sogar mit ihren Namen gefunden u. die Geschichte nach einer Offenbarung, welche der Äbtissin Elisabeth von Schönau geworden sein sollte, aufgezeichnet. Die Schädel der 11,000 Jungfrauen werden noch in der Kirche Sta. U. zu Köln verwahrt u. sind mit Gold, Silber, Sammt zum Theil schön verziert. Die Sage von der Sta. U. entstand nach Einigen aus der Mythe von der heidnischen Frau Ursel, welche mit der germanischen Isis identisch ist, die von den 11,000 Jungfrauen aus falscher Deutung einer Grabschrift (Sancta Ursula et XI M. V., d.i. XI martyres virgines, gelesen aber XI millia virginum). Tag: 21. October. Crombach, Ursula vindicata s. Vita et martyrium Ursulae et undecim millium virginum, Köln 1647; O. Schade, Die Sage von der St. U. u. den 11,000 Jungfrauen, Hannov. 1854. 2) U. Benincasa, geb. 1547 in Neapel, hatte schon in ihrer Jugend Visionen u. zog sich zu contemplativem Leben in eine Einöde zurück; unter dem Beistande des spanischen Priesters Gregor von Navarra gründete sie eine Kirche der Sta. Maria in Neapel, bei welcher ein Kloster gebaut wurde; die Nonnen desselben waren die Theatinerinnen, s.d. U. st. 1618.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 297.
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