Willaumez [1]

[230] Willaumez (spr. Willomeh), 1) geb. um 1765; trat 1777 als Schiffsjunge in die französische Marine, ging als Steuermann mit dem Schiffe l'Astrée nach Indien u. machte Beobachtungen über die Berechnungen der Längengrade auf der See. Als Schiffsfähnrich begleitete er den Capitän Entrecasteaux auf dessen Weltreise u. wurde Schiffslieutenant.[230] Als er nach drei Jahren in den ostindischen Besitzungen Frankreichs ankam u. Nachricht von dem Ausbruche der Revolution erhielt, so trat er zu der revolutionären Partei u. segelte mit 22 M. nach Isle de France, wo ein französisches Geschwader lag. Er focht hier mit Auszeichnung gegen die Engländer, wurde Corvetten- u. 1795 Schiffscapitän, bald darauf Commandant über die Station bei S. Domingo u. kehrte nach Frankreich zurück. Napoleon ernannte ihn zum Contreadmiral u. übergab ihm den Befehl über 6 Linienschiffe u. 2 Fregatten, welche nach den Antillen bestimmt waren. Im December 1805 lief die Flotte von Brest aus, aber von den Engländern angegriffen, mußte sie in die Havannah einlaufen, von. wo sie nach Frankreich zurückkehrte. 1808 befehligte W. das Geschwader auf der Rhede von Brest, später kreuzte er auf dem Helder unter dem Admiral Winter u. 1819 ernannte ihn Ludwig XVIII. zum Viceadmiral u. Pair von Frankreich. Er st. um 1830. Das Seewesen verdankt W. einige wesentliche Verbesserungen, auch schrieb er ein Dictionnaire de marine. 2) Louis Edouard Graf Bouet-W., geb. 24. April 1808 in der Nähe von Toulon, trat 1823 in das Seecadetteninstitut zu Toulon, wurde 1824 wirklicher Seecadett, 1829 Fähnrich, 1834 Lieutenant zur See u. als solcher der Flottenstation am La Plata attachirt. 1837 nahm er am Bombardement von Mogador Theil, erhielt später vom Contreadmiral Montagnié de la Roque der Auftrag, die Küsten des westlichen Afrika wissenschaftlich zu untersuchen, wurde 1840 Fregattencapitän, 1844 Linienschiffscapitän u. Gouverneur dei französischen Besitzungen am Senegal, welche er zu einer ergiebigen Colonie, zu einem Stapelplatz des französischen Handels u. zu einer Operationsbasis für das allmälige Vordringen der Franzosen in das Innere von Afrika machte. 1847 kehrte et nach Frankreich zurück, führte 1848 verschiedene Commandos im Mittelmeere, leitete 1849 den Transport der französischen Truppen nach Rom, wurde 1854 Contreadmiral u. nahm als Generalstebschef der französischen Flotte unter Admiral Himelin eine hervorragende Stellung im Krimkriege ein. Er leitete die Ausschiffung der französischen Armee am 14. September 1854 in der Kalanitabai südlich von Enpatoria, vermittelte später der Transportdienst in der Bai von Kamiesch u. entwickelte bei dem Angriff der alliirten Flotten auf Sebastopol eine große Thätigkeit u. Umsicht 1856 ging er als Geschwadercommandant nach dem Präus, um im französischen Sinne einen Druck auf die griechische Regierung auszuüben, u. wurde noch seiner Rückkehr von da in die technische Abtheilung des Marineministeriums berufen. Seiner Wirksamkeit im Ministerium verdankt die französische Marine die Vortrefflichkeit ihrer Transportmittel, in welcher sie alle übrigen Marinen über ragt. Nach dem Ausbruch des Italienischen Krieges im Frühjahr 1859 erhielt er im Juni das Commando über das Belagerungsgeschwader im Adriatischen Meere, konnte aber in Folge des plötzlichen Friedensschlusses von Villafranca (12. Juli) nicht zur Action kommen. 1860 wurde er zum Viceadmiral erhoben u. ging 1864 beim Ausbruch des Aufstandes in Tunis mit einer französischen Flottenabtheilung nach dem Hafen von Tunis. Er schr.: Description nautique des côtes comprises entre le Sénégal et l'Équateur, Par. 1849, u.ö.; Batailles de terre et de mer, ebd. 1855.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 230-231.
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