Znaim

[661] Znaim, 1) Kreis der österreichischen Markgrafschaft Mähren, grenzt an die Kreise Iglau u. Brünn u. an Österreich unter der Enns; 55,65 QM. mit 193,600 Ew.; zerfällt in 9 Bezirke; 2) Bezirk u. 3) Stadt darin, links an der Thaya, Sitz der Kreis- u. Bezirksbehörden, hat alte Burg (ehemals Residenz der Markgrafen von Mähren, jetzt Militärspital), 5 Kirchen (darunter die gothische Pfarrkirche des St. Nikolaus, die Dominicanerkirche zum Heiligen Kreuz, die ehemalige Jesuitenkirche zu St. Michael), 2 Kapellen (die bei der ehemaligen Burg mit alten Frescomalereien von 1190), Genieakademie, Obergymnasium, Haupt- u. Unterrealschule, Convent der Dominicaner (seit 1222) u. der Kapuziner (seit 1628), Krankenhaus, Militärspital, Sparkasse, landwirthschaftlicher Bezirksverein, 2 Kasernen, Casino, Theater, 2 Plätze (Ober- u. Unterring, letzter mit einer 1682 errichteten Mariensäule), Fabriken von Salpeter, Steingut, Chocolade, Essig, Tuch, Leder, Senf, Wein- u. Senfbau; 8700 Ew. (mit den vier Vorstädten). – Z. ist nach Einigen das alte Medoslanium; es lag früher an einer andern Stelle, u. nachdem es 1145 von den Böhmen zerstört worden war, wurde es 1222 an der jetzigen Stelle aufgebaut u. war die Hauptstadt Mährens u. Residenz der Markgrafen. Später erhielten die Freiherrn von Döblin die Burg zum Lehn. 1404 wurde Z. von dem ungarischen König Siegmund u. dem österreichischen Herzog Albrecht IV. belagert u. Procop wurde nach sechs Wochen zur Übergabe genöthigt, aber während der Verhandlungen ließ er die beiden Gegner vergiften. Siegmund wurde zwar gerettet, aber zugleich auch die Belagerung aufgehoben. Im Dreißigjährigen Kriege war Z. bald in der Gewalt der Schweden u. Sachsen, bald der Kaiserlichen. Am 11. Juli 1809 hier Nachtrabgefecht zwischen den Österreichern unter dem Erzherzog Karl u. den Franzosen unter Marmont. Das Gefecht wurde abgebrochen u. es kam zu dem Waffenstillstand von Z., welcher zum Frieden von Wien führte; s.u. Österreichischer Krieg von 1809 S. 494. Im Jahre 1851 wurde die Genieakademie von Wienerisch-Neustadt hierher verlegt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 661.
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