[971] Znaim (tschech. Znojmo), Stadt mit eignem Statut in Mähren, 289 m ü. M., am linken, steil abfallenden Ufer der Thaya, an der Linie Wien-Tetschen der Österreichischen Nordwestbahn, welche die Thaya mit einem 220 m langen, 45 m hohen Viadukt überschreitet, und an der Linie Grußbach-Z. der Österreichisch[971] -Ungarischen Staatseisenbahn gelegen, hat eine gotische Pfarrkirche (St. Nikolaus von 1348), ein Dominikanerkloster (1222 gegründet), ein gotisches Rathaus mit 80 m hohem Turm (1445), Reue der Burg der mährischen Markgrafen (jetzt Kaserne) mit einer romanischen Kapelle aus dem 12. Jahrh. (sogen. Heidentempel, mit alten Wandmalereien), schöne Anlagen (an Stelle der ehemaligen Festungswerke) und Denkmäler des Schriftstellees Karl Postl (Charles Sealsfield) und des Obersten Kopal (Siegers am Monte Berico 1848).
Z. zählt (1900) 16,239 meist deutsche Einwohner (1854 Tschechen) und hat starken Wein-, Obst- und Gemüsebau, bedeutende Fabrikation von Tonwaren, ferner von Leder, Essig, Spiritus, Gurkenkonserven und Stöcken, Bierbrauereien, eine Dampfmühle, Elektrizitätswerk und lebhaften Handel. Die Stadt ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (Z.-Umgebung) und eines Kreisgerichts und hat ein deutsches Staatsobergymnasium, eine deutsche Landesoberrealschule, eine Fachschule für Tonindustrie, eine Acker- und Weinbauschule, Mädchenlyzeum, Museum und Theater, ferner eine Landeszwangsarbeitsanstalt, ein Krankenhaus und eine Sparkasse. Südlich von Z. liegt Klosterbruck (tschech. Louka) mit ehemaliger Prämonstratenserabtei (jetzt Kaserne) und 1156 Einw.; 1 km westlich Pöltenberg (tschech. Hradistě) mit Propstei und Kirche (schöne Fresken von Maulpertsch) des Kreuzherrenordens und 400 Einw. Z., seit 1055 neben Olmütz und Brünn der Sitz eines Teilfürstentums der Přemysliden, erhielt schon Ende des 12. Jahrh. deutsche Bevölkerung, wurde unter König Přemysl Ottokar II. mit wichtigen Privilegien begabt, die später 1278 von König Rudolf bestätigt wurden. Hier schloß 18. Aug. 1308 Friedrich von Österreich mit Heinrich von Kärnten einen Frieden, in dem er den Rechten auf Böhmen entsagte; ebendaselbst verbündeten sich 18. Dez. 1393 Siegmund von Ungarn, Jobst von Mähren und Albrecht III. von Österreich gegen König Wenzel. Ende des 14. Jahrh. und in den Hussitenkämpfen wurde Z. schwer heimgesucht. Hier starb Kaiser Siegmund 9. Dez. 1437. Im 16. Jahrh. herrschte hier der evangelische Glaube, wie in wenigen Städten Mährens, und hielt sich bis zum Beginn der Gegenreformation. Einen historischen Namen gewann die Stadt durch den Vertrag vom April 1632 zwischen Kaiser Ferdinand II. una Wallenstein. 1742 von Friedrich d. Gr. besetzt, war es vom 17. Nov. 1805 bis zum 4. Jan. 1806 in französischen Händen. Hier fand 11. Juli 1809 das Treffen zwischen dem Nachtrab des Erzherzogs Karl uno den Franzosen unter Marmont und Masséna statt, worauf 12. Juli der Waffenstillstand von Z. abgeschlossen wurde, der am 14. Okt. zum Frieden von Wien führte. Vgl. Hübner, Denkwürdigkeiten der Stadt Z. (Znaim 1869); Vrbka, Die Chronik der Stadt Z. (das. 1902); Fossek, Z. und seine Umgebung (das. 1879); »Beiträge zur Heimatskunde von Z. und Umgebung« (das. 1900 ff.).