Adebar

1. Je dicker (zahlreicher) de Adebars, je dünner (seltener) de Pogge.

Je mehr gebraucht wird, desto knapper der Tisch, weil zu genau eingetheilt werden muss.


2. Sprich nicht vom Adebar ( Storch s.d. 7), der Storch ist ja noch nicht hier.Frischbier, I, 24.


3. Wer den Adebar (im Frühjahr) zuerst klappern hört, wird viel zerbrechen; wer ihn zuerst [713] stehen sieht, wird faul; wer ihn zuerst fliegen sieht, fleissig sein.Frischbier, I, 25.


4. Wo Adebars sünd, dar sünd ok Poggen.


5. Wûer de Adeboar bügt up 't Hus, treckt Gott as Früden in 't Hus.Schiller, I, 3a.

Die allgemeine Volksanschauung bezeichnet den Storch als Glück- und Kindbringer. In einigen Gegenden heisst er daher auch Heilebar, Heilebard. »Ein Hausadebar ist unserm Landmann heilig. Glück und Segen, glaubt er, wird ihm unter seinem Neste zu Theil. Auch hält er sich unter seiner Obhut vor Feuersgefahr sicher.« (Simessen, Martsche von und für Mecklenburg, Schwerin 1790.) Eine nach allen Richtungen gehende Darstellung des Storches und seiner Beziehungen zum Volksglauben hat Dr. Schiller in seinem Thier- und Kräuterbuch, I, 2 unter Adebar gegeben.


*6. De Arebor hett se in 't Bên büten.Hausfreund, 1872, S. 750.

Man pflegt den Kindern zu sagen, wenn die Mutter infolge der Entbindung zu Bett liegt, der Storch habe sie ins Bein gebissen.


*7. De Arebor hett wat brät.Hausfreund, 1872, S. 750.

Es ist ein Kind geboren.


*8. De Arebor soll kämen.Hausfreund, 1872, S. 750.

Es wird Kindessegen erwartet. – Dar sall de Adebar kamen. (Dähnert, 2a.)


*9. Dôr sünt mêr Adeboars as Poggen.Schiller, I, 4a; Dähnert, 3a.

Mehr Störche als Frösche.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 713-714.
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