Segen

1. Aller Segen kommt von oben, aber von unten hilft man auch dazu.Wunderlich, 4.


2. Der göttliche Segen erfülle das Haus und die da gehen ein und aus.

Hausinschrift in der Schweiz. (Hertz, 7.)


3. Der Segen des Herrn dein Gut wird vermehren, so du dich wirst mit Ehren ernähren.

Hausinschrift im Harz. (Hertz, 11.)


4. Der Segen des Herrn macht reich.Sprichwörterschatz, 105; Simrock, 9445.


5. Der Segen Gottes kommt unerwartet.


6. Des andern Segen ist dem Neidischen ein Degen.Simrock, 9446; Parömiakon, 58.


7. Ist der Segen gut, sagte der Bauer, so geht er auch wol durch den Hut.Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 4, Nr. 157.


8. Ohne Segen wird aus Honig Galle.

Holl.: Zonder zegen wordt honig tot gal. (Harrebomée, II, 496.)


9. Oem a Sajen von a jongen Geistlichen soll ma a Paar Schuh (auch: Sohlen) zelaufen.

In der Gegend von Böhmisch-Friedland herrscht im Volke die Meinung, der Segen eines jungen Geistlichen sei so werthvoll, dass man ein Paar Schuhe (Sohlen) daran wagen solle, um ihn zu erhalten. Die Gläubigen halten dafür, dass der Segen eines neugeweihten Priesters besonders wirksam sei, und liegen ihm an, dass er ihnen die Hände auflege und sie segne. Sie würden sich für verkürzt halten, wenn er vom Altar oder der Kanzel aus den Segnungsact im allgemeinen ausführen wollte.


10. Wenn der Segen gesprochen, ist das Weihwasser fertig.

Wenn das Wort heraus, ist der Handel vollzogen.

Frz.: Quand les mots son dits, l'eau bénite est faite. (Lendroy, 1032.)


11. Wenn der Segen vom Herrn kommt, helfen gottlose Arme (Hände) nichts.Sprichwörterschatz, 96.


12. Wer doppelten Segen austheilt, hat Undank zum Lohn.

So ging es schon Vater Isaak.


13. Wer im Segen seet, der erndet auch mit Segen.Petri, II, 722.


14. Wer Segen aussä't, wird Segen ernten.


15. Willst du den Segen, so zieh' den Degen.


16. Wo der Segen Gottes nicht ist, da hilfft kein Glück.Petri, II, 801.


17. Zu grosser Segen zieht den Degen.Parömiakon, 981.

Auf lange Glücks- und Friedensumstände der Völker folgt Krieg.


*18. Da ist der Segen des Propheten Elia.

Jüd.-deutsch: Da is Eeljeh-Rowis Brooche drin. (Tendlau, 33.)


*19. Dat hät kên Sêg1 orer Deg2. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 225.

1) Segen.

2) Auch däg = gedeihen, vom mittelhochdeutschen dihen, vorwärtskommen, wachsen, wovon unser hochdeutsches gediegen. (Vgl. darüber Latendorf a.a.O.)


*20. Er gab ihm den Segen, dass er die Knie zum Maul zog.Fischart in Kloster, VIII, 382.


*21. Er ist des Segens nicht werth.

Nach rabbinischen Vorschriften muss vor jedem Genusse ein Segen gesprochen werden. Was aber verdorben und ungeniessbar ist, verdient keinen Segen.

Jüd.-deutsch: Der is nit ruje livroche. (Tendlau, 288.)


*22. He wönscht ons de Segen van Kloster Camp (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 435.

Worin besteht dieser?


*23. Ich werde einen Segen für dich sprechen lassen.Tendlau, 484.

Scherzhafter Ausdruck für eine erwiesene Gefälligkeit, weil man, um jemand zu danken, durch den Vorbeter in der Synagoge einen Segen für ihn sprechen lässt.


*24. Ich wollt' ihm gern den Segen geben.

Wenn man jemand gern gehen sieht, weil der Segen dem Gehenden als Geleit nachgesagt ward.

Jüd.-deutsch: Wie gern sagt' ich 'm jeworechecho nach. (Tendlau, 361.)


[500] *25. Meinen Segen, aber nicht meinen Rath. (Pommern.)

D.h. meinen Segen geb' ich dazu, aber mein Rath ist es nicht. Sinn: Ich wünsche, dass das Vorhaben gelinge, zweifle aber stark daran.


*26. 'S is halt kän Sege drin.Steiger, Sitten, 110.

Kein Segen dabei.


[Zusätze und Ergänzungen]

27. Ohne Segen kann nichts gedeihen, weder im Feuchten noch im Trocknen.Neue illustrirte Zeitung, V, 25.


28. 'S is kei Segen auf dem neuen Gelde, so a Markstück'l is gleich ausgeb'n, sagte der Schwab, wie lang hat me früher an 'm Kronenthaler gehabt.


29. Segen und Fluch stehen in Gottes Buch. Weingärtner, 49.


*30. Har kann vorn Sähng Gottes net in de Schüssel kumme. (Oberharz.)

Er kann vor dem Segen Gottes nicht in die Schüssel kommen, d.h. er kann vor vielen Gerichten keine Wahl treffen. Oder ist etwa der Sinn: er besitzt einen solchen Kindersegen, dass er selber kaum in die Schüssel langen kann?


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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