Feile

1. Besser zwei Feilen zerbrochen, als Rost am Schloss.


2. Die Feile macht sich rostig (oder: stumpft sich ab), um fremdes Eisen zu putzen.Parömiakon, 1460.

Von der (uneigennützigen) Aufopferung für andere.


3. Eine Feile schärft die andere.

Lat.: Lima limam limat. (Bovill, III, 12.)


4. Eine Feile, welche stets Rost frisst, wird auch zuletzt stumpf.Scheidemünze, II, 171.


5. Eine gute Feile macht auch rostig Eisen blank.Scheidemünze, II, 241.


6. Eine weiche Feile glättet keinen verrosteten Stahl.


7. Ohne Feile wird kein guter Vers.

Frz.: Adès dure la lime adès dure li vers. (Leroux, I, 135.)


8. Wenn die Feile lange geht, zernagt sie auch das Eisen.


*9. Da fehlt die Feile.

Die Arbeit ist noch rauh, mangelhaft, bedarf der Politur.

Holl.: Het heeft de vijl noodig. (Harrebomée, II, 380.)


*10. Die letzte Feile anlegen.

Die letzte Hand anlegen, eine Sache vollständig fertig machen. Bei einer Lehmtenne geschieht dies z.B. durch Schlagen und Walzen. Daher:

Frz.: Battre et applanir l'aire.

Lat.: Aream exaequare cylindro. (Bovill, II, 5.)


[Zusätze und Ergänzungen]

11. Auch eine Feile wird vom Roste stumpf.Gubitz, Volkskalender, 1858.


12. Auf Feile reimt sich die Eile.

Ein Schlossersprichwort.


*13. Er ist noch nicht mit der ledernen Feile drüber gewesen.Fac. fac., 496.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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