Eisen

1. Alles Eisen lässt sich hämmern, aber nicht aus jedem wird Stahl.


2. Auch Eisen wird stumpf.


3. Auch krummes Eisen kann man richten.

Dän.: Kroget jern kan hammeren rette. (Bohn I, 383.)


4. Aus bösem Eisen lässt sich kein gutes Schwert machen.


5. Aus demselben Eisen schmiedet der Landmann seinen Pflug und der Mörder seinen Dolch.


6. Aus verrostetem Eisen macht der beste Schmied keine gute Klinge.


7. Das Eisen gehört so gut zum Speer wie der Schaft.


8. Das eisen last sein rosten nicht.Henisch, 866; Petri, II, 59; Lehmann, 540, 59.

»Wie das eisen jmmer wider rostet, also lest auch der feind seine tücke nicht.« (Henisch, 866.)


9. Das Eisen liegt zu oberst, das Gold zu unterst. (Russ.) – Altmann V.


10. Das eisen nimmer wirt gefug, wenn eines nicht das ander schlug.Henisch, 866; Petri, II, 59; Körte, 1085.


11. Das Eisen schmiedet sich am besten, wenn's (bereits) glüht.Reinsberg III, 8.


12. Das Eysen rost vom alter.Lehmann, 145, 79.


13. Das Eysen rostet, der Mensch grawet.Lehmann, 10, 83.


14. Ein Eisen macht das ander scharpf.Franck, I, 39b; Lehmann, II, 121, 24; Petri, II, 175; Simrock, 2018.

It.: Il ferro si lima col ferro. (Gaal, 351.)


15. Ein Eisen wetzt das ander.Eiselein, 142.

Ung.: Vassal is élesítik a vasat. (Gaal, 351.)


16. Ein Pfund Eisen ist so schwer als ein Pfund Gold.

Frz.: En la balance l'or et le fer sont un. (Leroux, I, 54.)


17. Eisen ist hart, aber im Feuer wird's weich. Lehmann, 151, 163.

»Ein Mensch sey so hart als er wolle, kompt er ins Fewer der lieb, so macht er mit, vnd lest sich Zeumen, Satteln vnnd Reiten wie man will.« (Lehmann, 467, 102.)


18. Eisen kalt und hart im Feuer schmeidig ward.Eiselein, 143; Körte, 2015.


[800] 19. Eisen kann man nicht mit Händen brechen.

Das ist kein Kinderspiel, es ist nichts, um es übers Knie zu brechen; es gehört Zeit und Ueberlegung dazu.


20. Eisen und Salz ist keine Kaufmannschaft, sondern königliche Handlung.Graf, 509, 161; Estor, III, 165, 150.

Gewinn und Verkauf der beiden Artikel werden als Hoheitsrechte bezeichnet.


21. Eisen wetzt eisen.Franck, I, 39b; Lehmann, II, 134, 18; Petri, II, 239; Blum, 542; Bücking, 303; Siebenkees, 221; Körte, 1084; Simrock, 2013; Lehmann, 50, 36.

Holl.: Ijzer scherpt men met ijzer.


22. Es hilft nichts das Eisen glühen, man muss es auch auf den Amboss bringen.


23. Es wirt allzeit ein eisen bewegt.Henisch, 863.

Es gibt immer etwas zu wünschen.

24. Eysen hefft eysen hart zusammen.Lehmann, 330, 78.


25. Eysen muss man mit Eysen vertreiben.Lehmann, 50, 36.


26. Hast du kein Eisen, so hämmere auf dem Amboss, damit du nicht aus der Gewohnheit kommst!


27. Ich fasse das Eisen mit der Zange, damit ich mir die Finger nicht verbrenne, sagt der Schmied.


28. Ist das Eisen weich, so hammert's der schmidt.Lehmann, 242, 36.


29. Je nutzlicher das eisen ist, je vnwerter wirts gehalten für andere metallen.Henisch, 866; Petri, II, 395.


30. Jeder muss sich selbst auf die Eisen sehen.


31. Kalt eisen brent nicht.Henisch, 865; Simrock, 2014; Eiselein, 142.


32. Man erhitzt das Eisen so lange, bis es glüht.

Frz.: Tant chauffe-t-on le fer qu'il rougit. (Leroux, I, 45.)


33. Man muss das Eisen lange schlagen, ehe es Draht wird.


34. Man muss das eisen nicht zu sehr glüen im fewer, man verbrennet sonst die hände. Henisch, 866; Petri, II, 459.


35. Man muss nicht zu viel Eisen auf einmal ins Feuer legen.

Die Engländer sagen: wer zu viel hineinlegt, dem wird ein Theil kalt. (Reinsberg IV, 114.)


36. Man soll dz eisen schmiden, dieweil es heiss ist.Franck, II, 92a; Tappius, 134b; Steiger, 342; Bücking, 128; Hollenberg, I, 69 u. 34; Simrock, 2017; Kirchhofer, 226; Eiselein, 143; Lehmann, II, 404, 50; Ramann, Unterr., III, 3; Zarnack, 127; Reinsberg III, 8.

In den Minnesängern: »Dieweil das isen hitz ist vol, vil bald man es den smiden sol.« (Kirchhofer, 40.)

Dän.: Smed jernet mens det er hedt. (Prov. dan., 92.)

Engl.: Strike (beat) while the iron is hot.

Frz.: Battre le fer il faut tandis qu'il est bien chaud. (Leroux, I, 44.) – Il faut battre le fer, tandis qu'il est chaud. (Lendroy, 114 u. 727; Leroux, I, 44.)

Holl.: Als dat iser heit is, so sal ment smeden. (Tunn., 1, 16.)

It.: Finche il ferro e caldo, è bisogna batterlo.

Lat.: Dum ferrum candet, cudere quemque decet. (Binder I, 376; II, 865; Philippi, I, 126; Seybold, 139.) – Dum satis est calidum, debemus cudere ferrum. (Binder II, 865; Neander, 275.) – Ferrum cudendum est, dum candet in igne. – Ferrum cum ab igne candet, tundendum. (Bovill, I, 39.) – Ferrum quando calet, cudere quisque valet. (Fallersleben, 25.)

Ung.: Meddig tüzes a vas, addig kalapácsolas.


37. Manches Eisen muss für Stahl gelten.


38. Obwol das Eisen schneidet sehr, das Holz die Ehre bläuet mehr.


39. Verrostetes Eisen leitet keinen Blitz.

»Alles geht in der Welt nach Gold, sogar der Blitz. Lässt man ihm die Eisenstange nicht vergolden, so kommt er nicht.« (v. Maltiz.)


40. Wenn das eisen glüet (oder: heiss ist), sol mans schmiden.Franck, II, 153a; Egenolff, 211; Gruter, I, 71; Petri, II, 629; Henisch, 866; Guttenstein, I, 108; Sailer, 279; Simrock, 2016; Körte, 1086; Lehmann, 258, 8; Schottel, 1145b.

41. Wenn das Eisen im Fegfeuer nicht glüht, so schmilzt es in der Hölle.


[801] 42. Wenn du das Eisen nicht auf den Amboss bringst, was nützt es, dass es glüht!


43. Wenn Eisen einmal rostig ist, so lässt's nicht nach, ob man's schon poliret (oder: so ist das Poliren umsonst).Lehmann, 541, 72.


44. Wenn man das Eisen zu stark reibt, so gibt's Feuer.Winckler, III, 14.


45. Wer das Eisen vor die rechte Schmiede bringt, dem wird es zu Stahl.Sprichwörtergarten, 7.


46. Wer Eisen, Holz und Kalk zusammenwirft, der macht keine Einigkeit.


47. Wer mit Eisen aufschliessen kann, braucht kein Gold.


48. Wer sich zu Eisen macht, aus dem wird man Bolzen drehen.


49. Wie man aufs Eisen schlägt, so klingt es.

Frz.: A beau jeu, beau retour. (Lendroy, 119.)


*50. Am kalten Eisen sterben.Mathesy, 13a.


*51. Aen 't oald Eise kun. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V.

Ins alte Eisen kommen, werthlos werden.


*52. Auf den letzten Eisen gehen.


*53. Das Eisen ist schwer zu schmieden.

Dieser Mann ist schwer zu behandeln; man kommt bei ihm nicht leicht ans Ziel.


*54. Das Eisen schwimmen lehren.Eyering, I, 295; Körte, 1086; Reinsberg IV, 65.

Verkehrtes, Naturwidriges thun.


*55. Dein Eisen ist jetzt im fewr.Henisch, 862; Eyering, I, 18; Eiselein, 142; Reinsberg II, 79.

Um deine Sache handelt es sich jetzt.

Lat.: Nunc tuum ferrum in igne est. (Eiselein, 142.)


*56. Die Eisen abwerfen.

Von Jungfrauen, die in die Wochen kommen.


*57. Du sollst Eisen fressen.Eiselein, 142.


*58. Ein Eisen abrennen.Kirchhofer, 90.

Die jungfräuliche Ehre verlieren.


*59. Einander vf die eisen lugen.Pauli, Schimpf, IVb.

Einander hassen, verfolgen.

*60. Einem auf die Eisen gehen.Eiselein, 142.

Ein wachsames Auge auf ihn haben. (Zaupser, Idiot., Nachlese.)


*61. Einem das kalte Eisen kosten lassen.

Schwert, Dolch u.s.w.


*62. Einem in den Eisen liegen (sein, sitzen). Grimm, III, 366.

Ihm auf dem Fusse nachfolgen, ihn verfolgen.


*63. Einem in die Eisen sehen.Grimm, III, 366.

Alle seine Tritte und Schritte belauschen, die Fussspur des Reiters verfolgen.


*64. Einen in die Eisen bringen.Fischart, Flöhh.


*65. Einer ein Eisen abreissen.Eiselein, 142.

Sie um die jungfräuliche Ehre bringen.


*66. Er gehört unter 's alt Eise'.Tendlau, 570; Eiselein, 143.

Ist verbraucht und werthlos geworden.


*67. Er hat es unter das Eisen geworfen.

Es für veraltet, abgenutzt, unbrauchbar erklärt.


*68. Er hat schon lange Eisen geschmiedet.

Die Sache schon lange betrieben, sich schon lange darin geübt.


*69. Er hat schweizer Eisen gefressen. (Nimptsch in Schlesien.)

Um ein zähes, langes Leben zu bezeichnen.


*70. Er ist vnder dem alten eisen kaufft.Franck, II, 61b; Eyering, II, 367; Körte, 1086.

Von geringer oder schlechter Herkunft.


*71. Er ist von Eisen.


*72. Er kann heiss Eisen tragen für die Zicht. Eiselein.

Er ist so unschuldig, dass er durch die Feuerprobe die Bezichtigung (Inzicht) zu widerlegen vermöchte.

Frz.: Je n'en voudrais pas tenir un fer chaud. (Leroux, I, 45.) – J'en mettrais la main au feu. (Leroux, I, 46.)


*73. Er schlägt leicht aus dem Eisen.Kehrein, VII, 110.

Wird leicht zornig.


*74. Er wird kalt Eisen zu sehen bekommen.


*75. Es ist heisses Eisen daranzugreifen.

Die Sache ist gefährlich.


*76. Es will ihm einer auf die Eisen lugen.Eiselein, 142.


[802] *77. Ich lasse mich noch nicht unters alte Eisen werfen.


*78. Kaltes Eisen schmieden.


*79. Lug dir selbst auf die Eisen.Eiselein, 142.


*80. Sie hat ein Eysen abgeworffen oder verrennet.Mathesy, 160b.

Frz.: Cette fille a perdu ses gants. (Lendroy, 815.)


*81. Sie ist in das alte Eisen gerathen.Schuppius. Sitzen geblieben.


*82. Zwei Eisen im Feuer haben.

Um das eine zu schmieden, während das andere glühend wird.


[Zusätze und Ergänzungen]

83. Altes Eisen, neue Liebe.

Wird in der Niederlausitz gesagt, wenn jemand ein Stück altes Eisen findet.


84. Aus schlechtem Eisen kann man kein gut Schwert machen.

»Aus einem verkehrten, schlimmen Menschen wird kein rechtschaffner; wie kann man aus schlimmem Eisen ein gut Schwert machen.« (Pers. Rosenthal.)

85. Ein glühend Eisen und die Jungfrauschaft sind schwer zu halten, deshalb lässt man sie leichtlich fallen.Wirth, 165.


86. Eisen bricht die Noth, wie Noth Eisen.Gartenlaube, 1860, S. 586b.


87. Eisen kann man nicht brechen, gegen einen Wolf nicht heulen, über einen Kirchthurm nicht hinwegspringen.Fabricius, Jugendfreund, 1861.


88. Legt man Eisen ins Feuer, so wird es auch Feuer.


89. Weil das Eisen noch ist hitzig, schmiede, krumme, mache spitzig.Pers. Rosenthal, 353.


90. Wenn dat Isern glöget sehr, so bringet de smydt den hammer her.Gryse, Laienbibel, S. 44.


91. Wenn Yse fing' schwie-n-e-Lus, so trägs hei i dys hus. (Solothurn.) – Schild, 63, 89.


92. Wer viel Eisen im Feuer hat, der verbrennt gewöhnlich etwas davon.

»Sagt das Sprichwort.« (Carlén, S. 110.)


*93. Auf dem Eisen nachfolgen. (Wien.)

Jemand, besonders einem Reiter in verfolgender Absicht nachsetzen.


94. Da müsste eher kaltes Eisen biegen.

Um Zuverlässigkeit, Festigkeit eines Charakters zu bezeichnen.


*95. Das Eisen ins Feuer bringen.


*96. Er hat es Yse-n abgesprängt. (Solothurn.) – Schild, 86, 320.

Er hat ein uneheliches Kind.


*97. Es wird Eisen und Blut kosten.

Die Verbindung von Eisen und Blut liegt sehr nahe und findet sich auch in der Literatur. Bei Arndt in dem Gedicht: Lehre an den Menschen heisst es: »Zwar der Tapfere nennt sich Herr der Länder durch sein Eisen, durch sein Blut.« Und in M. von Schenkendorf's Das eiserne Kreuz: »Denn nur Eisen kann uns retten, und erlösen kann nur Blut.« Aber sprichwörtlich ist es erst durch den Ministerpräsidenten von Bismarck geworden, der nach der National-Zeitung vom 1. October 1862 in einer Abendsitzung der Budgetcommission des preussischen Abgeordnetenhauses, den 30. September 1862, sich etwa so aussprach: »Die deutschen Zustande und Verfassungsverhältnisse zu verbessern ist wünschenswerth und nothwendig, was jedoch nicht durch Majoritätsbeschlüsse, Reden u.s.w., sondern nur durch Eisen und Blut bewirkt werden kann.« (S. Büchmann, 10. Aufl., 329.)


*98. He is von Îsen und Staol. (Altmark.) – Danneil, 90.

Von jemand, der einen gesunden Körper hat und mehr als ein gewöhnlicher Mensch auszuhalten vermag.


*99. Ich hett für sie das glüent eissen tragen. Ayrer, I, 336, 1; II, 492.


*100. Ich kann heiss Eisen tragen.

»Das ruff ich Gott zum Zeugen an, das heiss eysen auch tragen kan.« (Ayrer, III, 2104, 2.)


*101. Sie brechen ihm die Eysen ab.

Im Sauerlande bei Kranken-Communionen, wenn der baldige Tod erwartet wird.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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