Gesunde (der)

1. Dem Gesunden fehlt viel, dem Kranken nur etwas.

Dän.: Dem friske fattes alle ting, den syge kun det eene. (Prov. dan., 158.)


2. Dem Gesunden ist alles (nämlich Gesunde) gesund.

Dän.: For de sunde er alting sund. (Prov. dan., 538.)

Holl.: Den gezonde is alles gezond. (Harrebomée, I, 237.)

Lat.: Sanis sunt omnia sana. (Binder II, 3016.)


3. Dem Gesunden schmeckt ein Apfel besser, als dem Kranken eine Pfirsiche.

Die Russen: Dem Gesunden mundet ein Apfel besser als dem Kranken eine Orange. (Altmann V, 95.)


4. Dem Gesunden schmeckt Sumpfwasser so fein als dem Kranken der Wein.


5. Den Gesunden schmeckt Brot und Käse wohl.


6. Der gesund ist vnwissend reich.Franck, I, 75a; Gruter, I, 15; Henisch, 1583, 3; Petri, II, 90; Schottel, 1127a; Körte, 2100.

Dän.: Sundhed er ubekiendt rigdom. (Prov. dan., 538.)


7. Der Gesunde kann dem Kranken gut Rath geben.Reinsberg IV, 103; Eiselein, 233; Simrock, 3559.

Auch in dem Sinne: Anderer Gebrechen sehen und die eigenen nicht merken.

Böhm.: Snadno jest zdravému raditi nemocnému. (Čelakovský, 285.)

It.: Facil è al sano di consigliar l'infermo. (Pazzaglia, 64, 11.)

Lat.: Facile cum valemus, recta consilia aegrotis damus. (Terenz.) (Binder I, 500; II, 1067; Eiselein, 233; Erasmus, 53; Faselius, 83; Fischer, 89, 3; Philippi, I, 148; Seybold, 168; Wiegand, 941.)


8. Der Gesunde weiss nicht, wie dem Kranken zu Muthe ist.

Böhm.: Zdravý nemocnému nevĕřì. (Čelakovský, 185 u. 293.)

Dän.: Helbrede veed ikke hvad den syge lider. (Prov. dan., 277.)


9. Der Gesunde weiss nicht, wie reich er ist. Schottel, 1120b; Mayer, I, 180; Kirchhofer, 242; Sailer, 186; Simrock, 3556.

Werth der Gesundheit.

Dän.: Een sund veed ei hvor lyksalig han er. (Prov. dan., 538.)


10. Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht. Matth. 9, 12; Petri, II, 129.

Böhm.: Nepotřebují zdraví lékaře. (Čelakovský, 19.)

Holl.: Die gezond zijn, behoeven geen medicijn meester. (Harrebomée, I, 237.)

Lat.: Si valeant homines, ars tua, Phoebe, jacet. (Ovid.) (Binder I, 1664; II, 3140; Philippi, II, 193.)


11. Die gesunden geben den Kranken guten rath.Petri, II, 129.


12. Die Gesunden liegen im Bett und die Kranken pflegen sie.

Holl.: De gezonden liggen te bed, de veegen staan er vor. (Harrebomée, I, 237.)


13. Die Gesunden vnd Krancken haben vngleiche Gedancken.Henisch, 1583, 8; Petri, II, 129; Eiselein, 233; Simrock, 3558; Körte, 2099; Braun, II, 500.

Des Kranken Gedanken, sagen die Russen, drehen sich um die Medicin. (Altmann VI, 390.)


14. Ein gesunder ist geschickt zu wandlen, ein weiser zu handlen, ein senfftmutiger zu vberkommen.Agricola I, 261; Henisch, 1583, 14; Gruter, I, 25; Tappius, 116b; Lehmann, 302, 1; Schottel, 1133a; Simrock, 3560; Sailer, 79; Eiselein, 233.

Dän.: En sund er beqvem at vandle (vandre), en viis at handle. (Prov. dan., 537.)

Engl.: Health and money go far.

Holl.: Een gezonde is geschikt tot wandelen, een wijze tot handelen en een zachtmoedige tot verduren. (Harrebomée, I, 237.)


15. Ein gesunder kewet jhm auss eim stuck Rindfleisch ein Hasenbrätlein; einem Kranken schmeckt alles wie Haferstroh.Petri, II, 190; Henisch, 1583, 16.


16. Einem Gesunden schmeckt auch eine Wassersuppe.Henisch, 1583, 11; Petri, II, 176.


17. Es schlafft ein gesunder gar sanfft, wenn er ein grosse Kist mit Gelt vorm Bett hat stehen.Lehmann, 681, 13.


[1636]

Iss wie ein Gesunder und trink wie ein Kranker. (Ital.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Schlegel, Dorothea

Florentin

Florentin

Der junge Vagabund Florin kann dem Grafen Schwarzenberg während einer Jagd das Leben retten und begleitet ihn als Gast auf sein Schloß. Dort lernt er Juliane, die Tochter des Grafen, kennen, die aber ist mit Eduard von Usingen verlobt. Ob das gut geht?

134 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon